Die USA bleiben in Syrien weiterhin aktiv, um ein Desaster, wie es nach dem Abzug aus dem Irak passierte, zu verhindern.
Die Amerikaner wollen damit ein Desaster wie nach dem Abzug aus dem Irak verhindern. Sie kommen dem NATO-Verbündeten Türkei in die Quere. Eine neue Runde im Stellvertreterkrieg beginnt.
Zunächst hatte es so ausgesehen, als ob auch die Regierung von US-Präsident Donald Trump keine klare Syrien-Strategie entwickeln und Trump sich wie sein Vorgänger Barack Obama auf die Bekämpfung der Terrormiliz „Islamischer Staat“(IS) beschränken würde. Am Mittwoch stellte der amerikanische Außenminister Rex Tillerson nun klar, dass es Washington um weit mehr geht. In einer Rede an der Universität von Stanford erklärte er, dass die in Syrien stationierten US-Truppen auf unbestimmte Zeit im Lande bleiben und nicht, wie 2011 aus dem Irak, vorzeitig abgezogen würden.
Dieser Fehler habe damals das Überleben von Al-Kaida ermöglicht, aus dem später der IS hervorging. „Die Geschichte darf sich nicht wiederholen“, betonte Tillerson, der ein Wiedererstarken des IS verhindern will. Die USA wollen auch dafür sorgen, dass die inzwischen an der Grenze zum Irak stationierten syrischen und iranischen Truppen ihren Korridor zum Nachbarland nicht weiter verbreitern.
Allein können die knapp 5000 in Syrien stationierten US-Soldaten ihre Aufgaben nicht erfüllen. Sie sind auf die Unterstützung der „Demokratischen Kräfte Syriens“(SDF) angewiesen, die zu mehr als 70 Prozent aus Kämpfern der syrisch-kurdischen Verteidigungseinheiten (YPG), der syrischen Filiale der Kurdischen Arbeiterpartei (PKK), bestehen. Und damit beginnt für die Amerikaner eine Reihe von Problemen.
Für die Türkei ist die rund 30 000 Mann starke SDF keine „Grenzschutztruppe“, wie sie Washington offenbar vorschwebt, sondern eine Terrorarmee. Da sich Ankara – trotz massiver Drohungen – auf keine direkte Konfrontation mit den kurdischen Verbündeten der USA einlassen kann, werden lokale syrische Kampfgruppen, das „nationale Heer“, eingespannt. Es hat im Nordwesten Syriens ein etwa 300 Quadratkilometer großes Gebiet besetzt, welches mittlerweile von der Türkei verwaltet wird.
Angehörige des „nationalen Heeres“sind vor allem radikale Islamisten sowie Dschihadisten aus den Reihen von Al-Kaida und IS. Bis zum Jahr 2015 hatte die Terrormiliz das Grenzgebiet zur Türkei kontrolliert und dabei eng mit der türkischen Armee kooperiert, ehe sie von der YPG vernichtend geschlagen wurde. Beobachter befürchten, dass der türkische Geheimdienst die Dschihadisten erneut für seine Ziele (Bekämpfung der Kurden) instrumentalisieren und damit den Antiterrorkampf der USA torpedieren könnte. Seit Tagen bombardiert die türkische Artillerie den syrischkurdischen YPG-„Kanton“von Afrin, der im äußersten Westen von Syrien direkt an der Grenze zur Türkei liegt. Einen mehrfach angedrohten Einmarsch türkischer Truppen haben bisher 100 russische Militärpolizisten verhindert.
Moskau unterstützt ja die AssadArmee, die zum Missfallen der Türken im Süden der Provinz Idlib eine Großoffensive gestartet hat. Die Provinz ist die letzte große Bastion des Widerstands gegen das AssadRegime.
Einen Regimewechsel in Damaskus mit militärischen Mitteln scheint Washington aufgegeben zu haben. Bei freien, von der UNO überwachten Wahlen werde sich das syrische Volk für den Abgang des Assad-Clans entscheiden, heißt es jetzt optimistisch.