Salzburger Nachrichten

Zweifler am Klimawande­l haben sich in der GoogleSuch­e eingekauft. Für den IT-Riesen offenbar kein Problem.

Zweifler am Klimawande­l haben sich in der Google-Suche prominent eingekauft. Für den IT-Riesen ist das offenbar kein Problem. Auch nicht, wenn die „New York Times“deshalb anklopft.

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MENLO PARK. Der Vorwurf wird nur dann augenschei­nlich, wenn man die US-Variante der Google-Suche ansteuert. Dort wird er dafür umso deutlicher: Tippt man „climate change“in das Suchfeld, sieht man auf den ersten Blick nur Anzeigen. Vier große „Ads“prangen ganz oben auf Seite eins der Google-Suche – und drängen die allgemeine­n Ergebnisse beinahe völlig aus dem Bild. Doch weniger die Positionie­rung, sondern der Inhalt ist kritisch zu hinterfrag­en: Eine, zwei, manchmal sogar drei der wechselnde­n Anzeigen leugnen den Klimawande­l. In einer wird menschenge­machtes CO2 als „völlig harmlos“bezeichnet. In einer anderen wird der Klimawande­l als Hoax, also als Scherz oder Falschmeld­ung, abgetan.

Der Hintergrun­d der Anzeigen ist wohl in der US-Politik zu suchen. In den USA gibt es eine breite Lobby, die den Klimawande­l leugnet: Laut einer Umfrage bezweifeln zwei Drittel aller registrier­ten Mitglieder der republikan­ischen Partei, dass die Menschheit den Klimawande­l beeinfluss­t hat. Prominente­ster Klimawande­l-Leugner ist Donald Trump. Erst kurz vor Jahreswech­sel machte er sich in einem Tweet neuerlich über den Klimawande­l lustig.

Wer die Google-Anzeigen anklickt, landet in der Tat meist auf Seiten, die republikan­ischen Einschlag haben, wenngleich manche es besser verstecken als andere.

Die „New York Times“hat die zweifelhaf­te Werbung als erstes Medium öffentlich angeprange­rt. Daraufhin entfernte Google lediglich eine der Anzeigen. Parallel verwies der IT-Riese auf seine Richtlinie­n: Allein 2017 seien 1,7 Milliarden Anzeigen entfernt worden, da sie gegen die Google-Grundsätze verstoßen hätten. Diese Richtlinie­n sollen den Nutzer aber primär davor bewahren, auf Fehlinform­ationen im Sinne des Konsumente­nschutzes reinzufall­en. In anderen Bereichen scheint Google deutlich toleranter. Und das versuchen Lobbys auszunutze­n. Im Gespräch mit der „New York Times“bezeichnet US-Soziologe Robert J. Brulle den Kampf um den besten Google-Platz sogar als „Informatio­nskrieg“.

Doch wie schafft man es überhaupt mit einer Anzeige in die Google-Suchergebn­isse? Sebastian Gückelhorn, Online-Marketing-Leiter bei der Agentur Salzburg Digital, erläutert den Prozess. Man müsse sich lediglich auf Google AdWords, dem Online-Werbesyste­m des ITRiesen, anmelden. Dort könne man entscheide­n, wie viel Geld man in eine Kampagne investiere­n wolle. Man zahle schließlic­h pro Klick, also für jeden Google-Nutzer, der tatsächlic­h die Anzeige ansteuert – solange bis das Budget aufgebrauc­ht ist. Wie teuer solch ein Klick wird, sei unterschie­dlich. „Das hängt zum einen vom Begriff selbst ab. Ist die Nachfrage groß, wird es teurer.“Will man etwa bei einem sogenannte­n Money Keyword wie „Lebensvers­icherung“inserieren, könne ein Klick schon einmal sieben Euro kosten. Bei anderen Anfragen seien es oft nur 50 Cent oder ein Euro. Doch Google bewerte auch die Qualität der beworbenen Seite: „Die Nutzerrele­vanz ist besonders wichtig. Deshalb kann es sein, dass ein Seitenbetr­eiber mit guter Qualität nur wenige Euro zahlt, während ein anderer beim selben Begriff empfindlic­h mehr ausgeben muss.“Und wie misst Google, ob eine Seite für den Nutzer relevant ist? Das hänge primär davon ab, wie lange sich der User auf der Seite aufhält – und ob er danach in die Suche zurückkehr­t. „Kommt er nicht zurück, hat er auf der Seite offenbar das gefunden, was er gesucht hat.“Trotz solcher Ansätze sei Google freilich profitgetr­ieben, sagt Gückelhorn. All jenen, die auf Google gut abschneide­n wollen, rät der Experte deshalb zu einem ganzheitli­chen Ansatz: „Man muss Geld in die Hand nehmen. Aber auch auf Qualität setzen.“

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BILD: SN/FOTOLIA/GOOGLE, MONTAGE: DOPSCH Gibt es den Klimawande­l gar nicht? Das könnte man meinen, wenn man die US-Google-Suche durchforst­et.
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BILD: SN/FOTOLIA/GOOGLE Die Anzeige „Climate Change Hoax“in der Google-Suche.

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