Salzburger Nachrichten

„Dieser Sieg wäre mein Traum“

Aksel Lund Svindal gewann den Super G von Kitzbühel – doch dass der 35-Jährige überhaupt noch fährt, ist auch dem fehlenden Triumph bei der (heutigen) Streif-Abfahrt geschuldet.

- MICHAEL SMEJKAL

KITZBÜHEL. Mit dem Begriff Schicksal sollte man gerade im Journalism­us vorsichtig umgehen – zu viele Orte sind „Schicksals­orte“, zu viele Spiele „Schicksals­spiele“. Doch wenn der Begriff einmal stimmig ist, dann im Fall von Aksel Lund Svindal und Kitzbühel. Denn die Streif hat einerseits seine Karriere fast beendet und anderersei­ts war sie die größte Triebfeder für sein Comeback. Denn vermutlich fährt Aksel Lund Svindal auch deswegen noch, weil er noch nie auf der Streif die Abfahrt gewonnen hat. Das kann ihm am heutigen Samstag (11.30, live ORF eins) bei seinem 13. Antreten hier gelingen.

Dass er in Form ist, das hat er am gestrigen Freitag eindrucksv­oll gezeigt. Svindal gewann den ungewöhnli­chsten Super G, den Kitzbühel jemals gesehen hat, in überlegene­r Manier vor seinem Landsmann Kjetil Jansrud. Regen und Schnee machten den unteren Streckente­il in das Ziel unbefahrba­r und so entschied sich FIS-Rennleiter Markus Waldner zu einer kuriosen Lösung, die am Donnerstag schon im Abfahrtstr­aining probiert worden war: Start ab Mausefalle, Ziel vor dem Hausberg. Diese Passage wurde noch nie bei einem Super G gefahren und hatte auch für die Läufer ein kurioses Detail parat: An der Ziellinie gab es keine Bildschirm­e, auf denen man Informatio­nen über Fahrt, Zeit und Platzierun­g erhalten hätte. So blickte sich Svindal fragend um, ehe er einen Physiother­apeuten des norwegisch­en Teams sah, der ihm mit erhobenem Daumen die Bestzeit anzeigte.

Selbstsich­er war Svindal erst im Ziel, nicht aber am Start. „Im Super G kann man sich nie zu sicher sein, vor allem auf einer Strecke, die man noch nicht gefahren ist.“

Anders sei es in der Abfahrt. Da hat Svindal mit den größten Erfahrungs­schatz auf der Streif. Nur: Zum Sieg hat es noch nicht gereicht, ein zweiter Platz war hier seine beste Platzierun­g. Bis 2016 seine Karriere hier fast ganz zu Ende gegangen wäre. Am 23. Jänner 2016 kam Svindal wie auch Hannes Reichelt und Georg Streitberg­er an der Traverse am Hausberg schwer zu Sturz. Auf der Ideallinie, die nur wenige Fahrer damals fahren konnten, war ein Loch, das man in der Dunkelheit nicht erkennen konnte – das wurde allen drei zum Verhängnis. Zu diesem Zeitpunkt lag Svindal im Rennen vorn und mit über 100 Punkten auf Hirscher auch im Gesamtwelt­cup. Doch dann kam alles anders und Svindal fiel mit Kreuzbandr­iss aus. Ein Jahr später kam es noch schlimmer, sein mannigfach geschädigt­es Knie erzwang neuerlich ein frühzeitig­es Saisonende, Svindal kam 2017 erst gar nicht nach Kitzbühel.

So war der gestrige Super G sein erstes Rennen in Kitzbühel nach dem fatalen Sturz 2016. „Ein ganz besonderes Rennen mit ganz besonderen Emotionen“, wie Svindal danach gemeint hat. „Es ist mit der ganzen Vorgeschic­hte schon etwas Besonderes, hier zu gewinnen.“Es war sein dritter Super-G-Erfolg in Kitzbühel nach 2013 und 2016. Ein Sieg, der ihn zwar gefreut hat, den er aber gern gegen den Sieg in der Abfahrt eintausche­n würde. „Ehrlich: Es gibt ein Rennen, das ich gern gewinnen würde, das ist die Abfahrt auf der Streif. Dafür würde ich auch den einen oder anderen Super-G-Sieg eintausche­n, wenn es möglich wäre.“

Denn auch Svindal, mittlerwei­le 35 Jahre alt, weiß, dass für ihn die Zeit läuft. „Ich weiß nicht, wie lange ich noch fahren kann. Vielleicht sind es fünf Jahre, vielleicht ist nach der Saison Schluss.“

Wäre nach der Saison Schluss, dann hätte er wenigstens seiner neuen Lebensgefä­hrtin Gitte Lill Paulsen einmal Kitzbühel gezeigt. Das norwegisch­e Fotomodell ist seit Wochenbegi­nn mit dem König der Abfahrt (in der Saison in fünf Rennen zwei Siege, zwei Mal Zweiter und ein Mal Dritter) im idyllisch verschneit­en Kitzbühel. Vielleicht der letzte Mosaikstei­n zum Erfolg. „Sie war auch im Grödnertal mit und da habe ich gewonnen. Sie bringt mir also Glück. Aber sonst hätte ich sie ja gar nicht mitgenomme­n“, meinte er scherzend.

Dass mit Kjetil Jansrud ein scharfer Konkurrent just aus dem eigenen Team kommt, ist für Svindal kein Problem. „Wir vergönnen uns im Team gegenseiti­g die Erfolge. Er kann noch viel gewinnen. Es muss ja nicht an diesem Samstag sein.“

„Ich würde den Super-G-Sieg eintausche­n.“Aksel Lund Svindal, Skifahrer

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Hahnenkamm­rennen 2018
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