Fast Food macht das Immunsystem aggressiv
Auch lange nach Wechsel zu gesunder Kost bleibt die Körperabwehr hyperaktiv. Der Körper bastelt sich einen „Fast-Food-Sensor“.
BONN. Pizza, Pommes frites, saftige Burger, Schnitzel oder ein „Döner mit allem“– das schmeckt alles sehr gut, ist aber meist zu fett.
Nicht nur, dass man zunimmt, wenn man auf Dauer Fast Food isst. Auf eine fett- und kalorienreiche Kost reagiert das Immunsystem ähnlich wie auf eine bakterielle Infektion. Das zeigt eine Studie der Universität Bonn.
Besonders beunruhigend ist auch, dass ungesundes Essen die Körperabwehr aggressiver zu machen scheint. Auch lange nach Umstellung auf gesunde Kost kommt es daher schneller zu Entzündungen. Diese fördern direkt die Entstehung von Arteriosklerose und Diabetes.
Die Forscher setzten Mäuse einen Monat lang auf eine „westliche Diät“: viel Fett, viel Zucker, wenig Ballaststoffe. Die Tiere entwickelten daraufhin eine massive körperweite Entzündung – fast wie nach einer Infektion durch gefährliche Bakterien. „Die ungesunde Diät hat zu einem unerwarteten Anstieg einiger Immunzellen im Blut geführt. Das war ein Hinweis auf eine Beteiligung von Vorläuferzellen im Knochenmark in dem Entzündungsgeschehen“, sagt die Bonner Forscherin Anette Christ.
Um diese Veränderungen besser zu verstehen, analysierten die Forscher die Vorläuferzellen von Immunzellen aus dem Knochenmark von Mäusen, die mit „westlicher Diät“oder normaler Diät gefüttert wurden. Ergebnis: „Genomische Untersuchungen zeigten tatsächlich, dass in den Vorläufer-Zellen durch die westliche Diät eine große Anzahl von Genen aktiviert wurde. Betroffen waren unter anderem Erbanlagen für ihre Vermehrung und Reifung. Fast Food führt also dazu, dass der Körper rasch eine riesige schlagkräftige Kampftruppe rekrutiert“, erklärt Joachim Schultze vom Life & Medical Sciences Institute (LIMES) der Universität Bonn.
Wenn die Forscher den Nagern nun vier weitere Wochen lang arttypische Getreidekost anboten, verschwand die akute Entzündung. Was nicht verschwand, war die genetische Reprogrammierung der Immunzellen: Auch nach diesen vier Wochen waren in ihnen noch viele der Erbanlagen aktiv, die in der Fast-Food-Phase angeschaltet worden waren. „Wir wissen jetzt, dass das angeborene Immunsystem über ein Gedächtnis verfügt“, sagt Schultze.
Nach einer Infektion bleibt die Körperabwehr in einer Art Alarmzustand, um dann schneller auf einen neuen Angriff reagieren zu können. Experten nennen das „innate immune training“(angeborenes Immuntraining). Bei den Mäusen wurde dieser Prozess, der normalerweise bei Bakterien ausgelöst wird, durch ungesunde Ernährung aktiviert. Die Forscher konnten sogar den „Fast-Food-Sensor“in den Immunzellen identifizieren, der dafür verantwortlich ist.