Salzburger Nachrichten

Die Grünen wollen das Verkehrsre­ssort

Grünen-Chefin Astrid Rössler sagt: Weiter so. Die LH-Stellvertr­eterin fordert für ihre Partei das Verkehrsre­ssort in der nächsten Legislatur­periode.

- Lokalteil

Sollte Schwarz-Grün nach der Landtagswa­hl weiterarbe­iten, wollen die Grünen den Verkehr politisch regeln.

SN: Die Grünen haben am Wochenende die Liste für die Landtagswa­hl erstellt. Wohin wollen Sie mit dieser Liste? Astrid Rössler: Ich werde kein Wahlziel in Prozenten nennen. Dass unser Ergebnis mit 20 Prozent 2013 in einer Sondersitu­ation erreicht wurde, ist uns allen bewusst. Unser Ziel ist es, so stark zu sein, dass es der ÖVP, die sicher wieder Nummer eins werden wird, möglich ist, die Regierung mit uns fortzusetz­en.

SN: Haben Sie Signale, dass Landeshaup­tmann Wilfried Haslauer das will? Das bedarf keiner offizielle­n Signale. Dass die Zusammenar­beit von ÖVP und uns Grünen von der Bevölkerun­g geschätzt wird, geht aus allen Umfragen hervor. Es gab in den vier Jahren keine Skandale, dafür viele Reformen, die in den 20 Jahren davor nicht angegangen wurden. Wir haben Fortschrit­te erreicht, die nur in dieser Konstellat­ion möglich sind – nicht aber mit einer FPÖ-Regierungs­beteiligun­g.

In unseren Ressorts ist viel weitergega­ngen und noch fortzusetz­en. Im Sozialbere­ich blieb die Mindestsic­herung ungekürzt und wurden neue Wohnformen für behinderte Menschen eingeführt. Das war ein Paradigmen­wechsel in der Behinderte­nbetreuung.

Gleiches gilt für die Raumordnun­g. Da braucht es eine wachsame Aufsichtsb­ehörde und öffentlich­e Debatte. Auf der anderen Seite stehen die Grundstück­sspekulant­en und Menschen mit viel Geld, oft aus dem Ausland, die nur auf den Ausverkauf der Heimat warten.

SN: Sie sagen, es waren vier skandalfre­ie Jahre: Aber einmal ist der Wohnbauför­derung das Geld ausgegange­n, zuletzt musste Landesrat Hans Mayr zurücktret­en? Den ersten Punkt würde ich nicht als Skandal bezeichnen. Es gab eine größere Nachfrage nach der neuen Wohnbauför­derung als gedacht. Da haben wir nachgebess­ert. Und das Ausscheide­n von Hans Mayr aufgrund der Parteispen­den ist kein Skandal der Regierung, sondern ein unglücklic­her Verlauf der Parteigrün­dung von Landesrat Mayr.

SN: Sie warnen vor SchwarzBla­u. Das könnte ins Leere gehen, weil die ÖVP auch Schwarz-Rot machen kann. Dafür gibt es keine Anzeichen. Und außerdem hat Schwarz-Rot wichtige Themen über Jahre und Jahrzehnte schleifen lassen – im Bund genauso wie in Salzburg. Die Große Koalition führt zu einer Pattstellu­ng, in der nichts weitergeht. Und Schwarz-Blau führt dazu, dass im Umwelt- und Klimaschut­z das Rad auch noch zurückgedr­eht wird. Das sieht man an der neuen Bundesregi­erung ganz deutlich. Unter dem fadenschei­nigen Vorwand des Bürokratie­abbaus höhlt die Bundesregi­erung Umweltstan­dards aus, zum Beispiel im Vergaberec­ht. Alles, was die FPÖ über Naturund Umweltschu­tz sagt, ist geheuchelt.

SN: Kritiker werfen auch Ihnen Verrat am Naturschut­z vor – im Zusammenha­ng mit der 380-kV-Leitung: Sie lassen erst nach Zögern ein Schutzgebi­et am Nockstein ausweisen. Viele tragen Ihnen den positiven Bescheid zur Freileitun­g nach. Die Vorgängerr­egierung hat die 380-kV-Leitung in Trassenfüh­rung und Technologi­e – nämlich nur als Freileitun­g – zur Einreichun­g zugelassen. Dass das Verfahren formell behördlich schon auf Schiene war, hat es mir unmöglich gemacht, noch ein Erdkabel vorzuschre­iben.

Zur Unterschut­zstellung am Nockstein: Nicht gegen den Naturschut­z wende ich mich, sondern gegen dessen Instrument­alisierung. Immerhin habe ich die Unterschut­zstellung von drei mal 50 Hektar eingeleite­t. Das ist bisher am Widerspruc­h der Grundeigen­tümer gescheiter­t, jetzt hoffe ich auf deren Zustimmung. Ob sich die Schutzgebi­ete als neue Fakten auf das 380-kV-Verfahren auswirken, kann nur das Bundesverw­altungsger­icht beurteilen. Wer jedoch glaubt, das zuständige Gericht durch öffentlich­e Zu-

rufe unter Druck setzen zu können, löst unter Umständen das Gegenteil aus.

SN: Ihre Kritiker sagen, Sie machen es der ÖVP recht.

Es gibt genügend Gegenbeisp­iele: Viele Punkte der neuen Raumordnun­g, das Mehrweggeb­ot in der Abfallwirt­schaft gegen den Willen vieler Bürgermeis­ter, die Ausweisung neuer Gebiete im Naturschut­z – auf einen Schlag sind 100 Seen unter Schutz gestellt worden. Wir haben den Wildbienen­schutz genehmigt.

SN: Sollten die Grünen wieder mitregiere­n, was wollen Sie dann umsetzen?

Ein Kinderbetr­euungsgese­tz mit besseren Öffnungsze­iten und niedrigere­n Tarifen. Wir wollen die Ortskernst­ärkung in Verbindung mit einem strengen ROG vorantreib­en, wir wollen die Lebensqual­ität in der Region verbessern. Im Naturschut­z ist das größte Projekt der Naturpark Salzachaue­n.

Und dann wollen wir den Verkehr als grünes Ressort dazubekomm­en. Der nächste Schritt ist ein Jahrestick­et, dann müssen die ÖV-Verbindung­en aufgestock­t werden. Es braucht einen Kraftakt für den öffentlich­en Verkehr.

SN: Klubchef Cyriak Schwaighof­er findet sich nur noch auf Listenplat­z acht. Ein Indiz für sein baldiges Ausscheide­n?

Nein. So hat er sich in der Landesvers­ammlung nicht präsentier­t. Er hat sich ganz bewusst für diesen Platz entschiede­n.

SN: Sollten es die Grünen nicht mehr in die Regierung schaffen, stehen Sie dann auch als Opposition­sführerin zur Verfügung?

Das lassen wir in aller Ruhe auf uns zukommen. Personelle­s soll man immer erst entscheide­n, wenn man das Ergebnis kennt und mindestens einmal darüber geschlafen hat.

SN: Die Grünen in Niederöste­rreich haben bei der Landtagswa­hl Stimmen verloren. Ein schlechtes Omen für die Salzburger Grünen?

Nein, ich werte den klaren Wiedereinz­ug der Grünen in den Landtag als Erfolg angesichts der schwierige­n Bedingunge­n nach der Nationalra­tswahl im Vorjahr. Noch dazu war Niederöste­rreich immer ein schwierige­s Bundesland für die Grünen. Der Wiedereinz­ug in Niederöste­rreich gibt uns in den anderen Bundesländ­ern großen Auftrieb.

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BILD: SN/ROBERT RATZER Grünen-Chefin Astrid Rössler will nach dem 22. April dort weitermach­en, wo sie jetzt ist: in der Regierung mit der ÖVP.

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