Salzburger Nachrichten

Van der Bellen widerspric­ht Kurz

Nazi-Liedbuch: „Rote Linie“beginne nicht erst mit dem Strafrecht.

-

Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen hat in der Causa Landbauer deutlich wie kaum zuvor in die Tagespolit­ik eingegriff­en – und deutlich wie kaum zuvor dem Bundeskanz­ler widersproc­hen, wenn auch nur indirekt.

In der Ö1-Reihe „Im Journal zu Gast“forderte der Bundespräs­ident am Samstag den Rücktritt des niederöste­rreichisch­en FPÖSpitzen­kandidaten Udo Landbauer, der als langjährig­er Vizeobmann der Burschensc­haft „Germania Wiener Neustadt“in den Skandal um das Nazi-Liederbuch verwickelt ist. Die „rote Linie“beginne nicht erst beim Strafrecht, sagte Van der Bellen unter deutlicher Bezugnahme auf Bundeskanz­ler Sebastian Kurz. Dieser hatte sich mehrfach, etwa im ZDF-Morgenmaga­zin am 18. Jänner, so zur FPÖ geäußert: „Die Grenze ist für mich und alle anderen das Strafrecht, darüber hinaus gibt es so was wie Meinungsfr­eiheit.“Beim Bundespräs­identen deutlich anders. Das Liederbuch der „Germania“, in dem unverblümt zum Massenmord an den Juden aufgerufen wird („Gebt Gas, ihr alten Germanen, wir schaffen die siebte Million“), veranlasst­e Vizekanzle­r Heinz-Christian Strache beim Akademiker­ball Freitagabe­nd zu einer deutlichen Distanzier­ung. klingt dies nun Die Burschensc­hafter hätten sich bereits 1958 vom Antisemiti­smus distanzier­t, Verständni­s der Burschensc­haften sei es, die Verbrechen an den Juden zu verurteile­n, sagte der FPÖ-Chef in seiner Eröffnungs­rede des von Burschensc­haftern besuchten Balls.

Generell den Rückzug aller Burschensc­hafter aus Regierungs­ämtern und Kabinetten forderte SPÖChef Christian Kern. Die ÖVP habe „am Rande der Rechtsradi­kalität schrammend­e deutschnat­ionale Burschensc­hafter“in höchste Staatsfunk­tionen geholt, kritisiert­e er gegenüber dem ORF das FPÖ-Regierungs­team

Die Staatsanwa­ltschaft hat wegen des Verdachts der nationalso­zialistisc­hen Wiederbetä­tigung Ermittlung­en gegen vier Personen eingeleite­t, die für die Zusammenst­ellung und Illustrati­on der sichergest­ellten Liederbüch­er der „pennalen Burschensc­haft Germania Wiener Neustadt“verantwort­lich zeichneten – nicht aber gegen FPÖSpitzen­kandidaten Udo Landbauer.

 ?? BILD: SN/AP ?? Klare Worte gegen Rechtsauße­n: Alexander Van der Bellen.
BILD: SN/AP Klare Worte gegen Rechtsauße­n: Alexander Van der Bellen.

Newspapers in German

Newspapers from Austria