Der Revolutionär des Möbelhandels
1943 gründete Ingvar Kamprad Ikea. Sein Ziel war, Möbel zu erschwinglichen Preisen für jedermann zu verkaufen. Ikea wurde zum Weltkonzern, sein nun verstorbener Gründer war eine Person mit Licht- und Schattenseiten.
Sein Unternehmen und dessen Produkte kennt die ganze Welt. Aber über den Mann, der hinter Ikea stand, ist wenig bekannt. Ingvar Kamprad führt ein zurückgezogenes Leben. Am Sonntag ist der Gründer des schwedischen Möbelkonzerns im Alter von 91 Jahren in seiner Heimat gestorben.
Unternehmerisches Geschick bewies er schon sehr früh. Als Siebenjähriger fährt er mit dem Rad nach Stockholm und kauft Streichhölzer, die dort billiger sind, und verkauft sie zu Hause mit Gewinn an Nachbarn. 1943, im Alter von 17 Jahren, gründet Kamprad Ikea. Der Name setzt sich aus seinen Initialen sowie dem E und A für die Bauernhöfe Elmtaryd und Agunnaryd in Småland zusammen, auf denen Kamprad aufgewachsen ist.
Anfangs bot Ikea Stifte, Portemonnaies, Bilderrahmen, Tischläufer, Uhren, Schmuck und Nylonstrumpfhosen an. Möbel, die Kamprad bei Handwerkern der Region erzeugen ließ, kamen erst 1947 dazu. Bis zur Eröffnung des ersten Einrichtungshauses dauerte es noch einmal fast zehn Jahre. Von Beginn hatte Kamprad den kleinen Mann mit wenig Geld im Visier.
„Ich sah die armen Landarbeiter, die nicht im Haus, sondern im Stall essen mussten“, erzählte er im Mai 2014, als er von den Lesern des „Svenska Dagbladet“zum „Besten schwedischen Unternehmer aller Zeiten“gekürt wurde. Damals habe er sich eines gemerkt: „Wenn ich jemals mit meinen småländischen Ideen Erfolg haben (...) will, darf ich nie die anderen armen Menschen vergessen“, sagte Kamprad.
Nach Småland war Kamprad im März 2014 zurückgekehrt, nachdem er zuvor 37 Jahre in der Schweiz gelebt hatte, weil ihm die Steuern in Schweden zu hoch waren. Nach dem Tod seiner Frau Margaret wollte er seiner Familie in Schweden näher sein. Kurz zuvor hatte er sich aus dem Aufsichtsrat der Firma, die das Ikea-Konzept vermarktet, zurückgezogen – auch aus gesundheitlichen Gründen. „Ich habe Schwierigkeiten mit meinem Rücken, und deshalb habe ich nicht die Energie, so weiterzumachen, wie ich es bisher getan habe.“
Seine Möbel, die in handlichen Paketen verstaut werden können, eroberten die Wohnzimmer der Skandinavier – und die der ganzen Welt. In über 40 Ländern kann man heute Billy-Regale und den Wippstuhl Poäng kaufen. Das schwedische Design setzte Trends, auch wenn Ikea längst nicht mehr schwedisch ist. Um Steuern zu sparen, wandelt Kamprad die Firma 1982 in eine Stiftung mit Sitz in den Niederlanden um. Der Konzern spaltete sich inzwischen in viele Firmen auf, die in Liechtenstein, Luxemburg, Schweden und den Niederlanden registriert sind.
Den Kern des Erfolgsrezepts von Ikea umriss Kamprad so: Sparen, sparen, sparen. Diesem Prinzip folgte er auch, wenn es ums Steuerzahlen ging. Die Winkelzüge, mit denen der Konzern seine Steuerlast drückte, brachten Ikea und Kamprad viel Kritik ein. Und auch seine Nähe zum Nationalsozialismus. Kamprad war während des Zweiten Weltkriegs und danach in entsprechenden Gruppierungen aktiv. Er tat das als „jugendliche Dummheit“ab. Als seine Nähe zur NS-Ideologie ans Licht kam, entschuldigte er sich vor laufender Kamera bei den Mitarbeitern, um einen für den Konzern schädlichen Skandal zu verhindern.
Im hohen Alter lebte Kamprad wieder in Älmhult, wo der Grundstein für Ikea gelegt wurde und noch immer das Herz des Konzerns schlägt. Obwohl mehrfacher Milliardär, sei er immer bodenständig geblieben, sagt die Kommunikationschefin der Kommune Älmhult, Malin Blom. Auch als alter Mann war er noch viel in der Stadt unterwegs, sprach mit jedem, interessierte sich. 2014 machte ihn der kleine Ort zum Ehrenbürger.
Obwohl Ikea eng mit seiner Person verbunden ist, machte sich Kamprad keine Sorgen um die Zukunft. „Ich habe das Glück, dass ich drei Jungen um die 50 Jahre habe, die zeigen alle großes Interesse für Ikea“, sagte er zum 90. Geburtstag mit Blick auf seine Söhne.