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Skiromantiker unter sich. 280 Starter kamen am Schantei auf ihre Kosten.
Auch wenn die Teilnehmer um jede Hundertstelsekunde kämpfen: Im Vordergrund stehen Geselligkeit und eine familiäre Stimmung. Die Nostalgie-Skiläufer aus Österreich, Tschechien, Slowenien, Italien und der Schweiz besuchen sich im Lauf des Winters gegenseitig. „Auch hier in Leogang haben wir in der Nacht auf Sonntag bis halb zwei Uhr früh in der Kraller-Alm gefeiert“, verrät Erni Ortner: „Und heute habe ich vor dem Start ein NussSchnapserl getrunken. Das fällt nicht unter Doping, das ist erlaubt.“
Man merkt: Der Schmäh rennt. Auch die drei Teilnehmer aus Tanvald in Tschechien sind gut gelaunt. „Ich fahre bereits seit zehn Jahren auf Holzski“, sagt Michal Kubin. Ganze drei Paar hat er in dieser Zeit verbraucht. Wenn doch einmal ein Ski den Geist aufgibt, dann besucht er seinen Spezl Roman Nepozitek. Der ist Tischler und versorgt den Verein mit neuen Brettln. 13 Paar pro Jahr fertigt der Handwerker an, bei der Materialwahl schwört Nepozitek auf hartes Holz. Im Rennen sorgt der Tscheche für das kurioseste Finish: Auf allen vieren rettet sich Nepozitek krabbelnd über die Ziellinie.
Ein Kollege aus Slowenien hat sich gleich von vornherein in die Sitzklasse verabschiedet: Mihael Dolzan tritt auf einem hölzernen Skibob außer Konkurrenz an. „Meine Knie sind kaputt, auf diesem Ding kann ich wenigstens angenehm sitzen“, lacht der bärtige Kauz. Ebenso originell wie sein Fortbewegungsmittel ist seine Pelzhaube: „Die ist aus diesen kleinen Tieren gemacht, die immer die Nüsse sammeln. Wie heißen die bei euch? Oachkatzl? 36 Tiere braucht man für solch eine Mütze.“Etwaiges Mitleid mit den süßen kleinen Nagern ertränkt Dolzan mit einem kräftigen Schluck Schnaps.
Das skinarrische Bundesland Salzburg ist nicht nur durch die Leoganger Lokalmatadore und die ewigen Rivalen aus Zell am See vertreten: Auch Hans Müller vom FIS-Landesskimuseum in Werfenweng nimmt mit einer Abordnung an der Weltmeisterschaft teil – und macht gleich Werbung für das Nostalgie-Skirennen in Wagrain am 11. März. „Wir haben schon vor 20 Jahren die ersten Nostalgie-Rennen veranstaltet“, sagt der Experte. „Heute ist es aber brutal schwierig für die reinen Holzlatten, kaum zum Derfahren.“
Die Stahlkante sei die wichtigste Entwicklung in der Skigeschichte gewesen, meint der Museumschef. Die aktuelle Ausstellung „100 Jahre Stahlkante“zeigt, wie der Halleiner Rudolf Lettner mit seiner Erfindung den Skilauf entscheidend vorantrieb. Erst in den frühen 1930ern setzte sich die Stahlkante international durch. Auch, weil die Österreicher bei Weltmeisterschaften zu dominieren begannen.
Wer den Schantei auf Holzski mit Stahlkante bewältigte, tat sich sichtlich leichter. „Der aggressive Kunstschnee auf den Skipisten heutzutage macht den Holzski auf Dauer kaputt. Da muss man nicht nur wachseln, sondern auch immer wieder hobeln. Wir fahren daher lieber im freien Gelände – wie unsere Großväter auch“, erzählt Rupert Grundner. Historisches Material werde auf Flohmärkten immer rarer. Da müsste doch – ähnlich den Oldtimern – auch der Wert steigen, oder? Grundner lacht: „Reich wird man mit diesen alten Ski nicht.“
„Wir haben heuer 280 Teilnehmer, das ist Rekord.“