Salzburger Nachrichten

Vom Flüchtling zum Rettungsan­ker

2009 floh sie vor dem Tod. Nun ist sie das Gesicht für gelungene Integratio­n in der Stadt Salzburg.

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SALZBURG-STADT. SN-Lesern ist Sunaari Aways in guter Erinnerung. Das Schicksal der jungen Frau rührte 2010 viele. Nach dem Tod ihres Manns wurde sie in ihrer Heimat Somalia selbst mit dem Tod bedroht. Es blieb nur noch die Flucht, die in Salzburg endete. Berührend auch die Zusammenfü­hrung der Frau mit ihren beiden Kindern ein Jahr darauf, die erst durch die Spenden der Leserschaf­t möglich wurde. Acht Jahre später ist aus der Frau auf der Flucht eine Stütze für Menschen mit einem ähnlichen Schicksal geworden.

Und darum ist Sunaari Aways eines der Gesichter des diesjährig­en „Monats der Vielfalt“, der heute, Dienstag, mit der „Lebendigen Bibliothek“in der Salzburger StadtBibli­othek startet. Denn die 32-Jährige hat sich inzwischen im Bereich Integratio­n einen Namen gemacht. Sie unterstütz­t somalische Frauen bei Amtswegen und Sprachkurs­en. Sie engagiert sich gegen die Beschneidu­ng junger Mädchen, die in der somalische­n Kultur nach wie vor gang und gäbe ist. Sie hält Vorträge und ist Teilnehmer­in verschiede­nster Projekte, etwa von Pages, einem Projekt der Fachhochsc­hule Salzburg für Partizipat­ion und Gesundheit­skompetenz von Menschen mit Fluchterfa­hrung.

Zwischen Dienstschl­uss bei einer ihrer zwei Arbeitsste­llen als Reinigungs­kraft und dem Weg zum Kindergart­en, den ihr Jüngster, Elias (5), besucht, hat sie Zeit für ein Gespräch. Sie erinnere sich gut an ihre Anfänge in Salzburg, an die Hilflosigk­eit, die Sprachbarr­iere. „Ich hatte niemanden, der mich an die Hand nahm. Darum mache ich das heu- te sehr gerne.“Natürlich sei sie als alleinerzi­ehende Mutter dreier Kinder – Tochter Sami ist 14, Sohn Madi 11 – ziemlich eingespann­t, doch Helfen mache glücklich. Sowie kleine Erfolge, die sie mit ihrem Engagement erzielt. Etwa die Tatsache, dass eine sechsfache somalische Mutter ihre Töchter nach einem eingehende­n Gespräch mit ihr nun doch nicht beschneide­n lassen will, gegen alle Widerständ­e.

Für Alexandra Schmidt, Frauenbeau­ftragte der Stadt Salzburg, ist Sunaari Aways ein Paradebeis­piel für gelungene Integratio­n. „Sie integriert sich beispiello­s, lebt ein Salzburger Leben und verliert trotzdem zu keinem Zeitpunkt ihre somalische Identität.“Sie habe eine ungeheuer große Motivation zur Bildung und lebe das nicht nur ihren eigenen Kindern vor, sondern auch ihren Landsfraue­n.

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BILD: SN/STADT SALZBURG Sunaari Aways ist eines der Gesichter des diesjährig­en Monats der Vielfalt.

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