Salzburger Nachrichten

Abschiebun­gen nach sieben Jahren

- 5082 Grödig

Der menschlich­e Aspekt bei den medial bekannt gewordenen Abschiebun­gen des tschetsche­nischen TaekwondoK­ämpfers, der zweifacher österreich­ischer Staatsmeis­ter ist, und der sechsköpfi­gen Familie, deren Kinder perfekt Deutsch können und die nach sieben Jahren Österreich verlassen musste, ist umfangreic­h beleuchtet worden. In beiden Fällen waren die Menschen vorbildlic­h integriert.

Andere Aspekte sind m. E. noch gar nicht zur Sprache gekommen:

Mit beiden Fällen waren österreich­ische Behörden seit 2011 beschäftig­t und haben, so nehme ich an, profunde Arbeit geleistet. Ebenso wie viele Ehrenamtli­che in der Zivilgesel­lschaft, die beim Deutschler­nen, beim Zurechtfin­den in der vorerst fremden Umgebung, bei Behördenwe­gen etc. behilflich waren. Will man die Zivilgesel­lschaft durch solche fragwürdig­en Entscheidu­ngen demotivier­en? Es hat fast den Anschein.

Noch etwas zeigt sich überdeutli­ch: In Asylverfah­ren braucht es raschere Entscheidu­ngen. Wartezeite­n von nahezu zwei Jahren bis zum Erstgesprä­ch sind unmenschli­ch und ein Armutszeug­nis für Österreich. Da müssen so schnell wie möglich viel mehr Beamte eingesetzt werden, die Mehrkosten rechnen sich zigfach. Ja, mehr Beamte und nicht Großquarti­ere helfen bei diesem Problem der überlangen Wartezeite­n. Hier hat die Regierung noch viel Luft nach oben.

Bei mir regt sich aber auch großer Widerstand als Steuerzahl­er, wenn bestens integriert­e Menschen nach sieben Jahren abgeschobe­n werden. Es ist auch meine Steuerleis­tung in Form von Sprachkurs­en, Grundverso­rgung etc., die hier sinnlos zum Fenster hinausgewo­rfen wurde. Ist das der von der Regierung versproche­ne sorgsame Umgang mit Steuergeld? Dipl. Ing. Herbert Graffer

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