Wunder sehen anders aus
Ein Therapeut, ein Paar und eine Wunderübung auf der Leinwand.
Das hat doch alles keinen Zweck: Er schaltet auf stur, sie auf emotional, miteinander reden können sie nicht mehr. Aber immerhin, stellt der Herr Magister (Erwin Steinhauer) in „Die Wunderübung“fest, haben die beiden (Devid Striesow, Aglaia Szyszkowitz) es doch gemeinsam in sein Büro geschafft zum Paartherapietermin. Das ist ein Anfang. Und so passiert in den folgenden neunzig Minuten, was so passieren kann bei einer Paartherapie: Es wird geschwiegen, gebrüllt, gespielt, vorgeworfen, gekränkt, ja, vor allem gekränkt. Auch versöhnt?
Wer es nicht von vornherein wusste, in dem keimt der Verdacht ungefähr in Minute sieben des Films: „Die Wunderübung“hat eine Karriere als Bühnenstück hinter sich – geschrieben von Bestsellerautor Daniel Glattauer. In der Inszenierung am Grazer Schauspielhaus spielten Margarethe Tiesel und Franz Solar das emotional vergletscherte Paar beim Therapeuten Johannes Silberschneider. Unter der Filmregie von Michael Kreihsl ist das zu therapierende Ehepaar allerdings ein ganzes Stück jünger. Das ist wohl dem vermuteten Bedürfnis eines Kinopublikums nach konventionell attraktiven Protagonisten geschuldet, mutet aber überraschend an. Trotzdem sind die Dialoge theaterhaft geblieben, und zu Anfang auch die Darbietungen von Devid Striesow und Aglaia Szyszkowitz, die das Ehepaar mit an Satire grenzender Versteinerung geben.
Der Therapeut, von Erwin Steinhauer mit anrührender Nonchalance gespielt, sieht die beiden zuerst offenbar als Routinefall, während einer Meditationsübung löffelt er nebenbei Joghurt, patzt sich an, wischt herum, spricht weiter. Die Meditation hilft aber nicht, und auch sonst nichts, keine Kasperlfiguren, keine Berührungsübungen.
Gegen alle konventionellen Methoden sperren sich die beiden Klienten, obwohl sie einander offensichtlich noch längst nicht egal sind, auch noch gemeinsame schöne Erinnerungen abrufen können, vom Kennenlernen beim Tauchkurs in Ägypten etwa. Da greift der Therapeut zu einem Trick, so durchsichtig, vorhersehbar und mäßig originell wie der ganze Film: „Die Wunderübung“ist alles Mögliche, nur sicher kein Wunder. Aber immerhin tut die Übung nicht weh. Kino: