Salzburger Nachrichten

Wunder sehen anders aus

Ein Therapeut, ein Paar und eine Wunderübun­g auf der Leinwand.

- „Die Wunderübun­g“, Komödie, Österreich 2017, Regie: Michael Kreihsl. Start: 2. Februar.

Das hat doch alles keinen Zweck: Er schaltet auf stur, sie auf emotional, miteinande­r reden können sie nicht mehr. Aber immerhin, stellt der Herr Magister (Erwin Steinhauer) in „Die Wunderübun­g“fest, haben die beiden (Devid Striesow, Aglaia Szyszkowit­z) es doch gemeinsam in sein Büro geschafft zum Paartherap­ietermin. Das ist ein Anfang. Und so passiert in den folgenden neunzig Minuten, was so passieren kann bei einer Paartherap­ie: Es wird geschwiege­n, gebrüllt, gespielt, vorgeworfe­n, gekränkt, ja, vor allem gekränkt. Auch versöhnt?

Wer es nicht von vornherein wusste, in dem keimt der Verdacht ungefähr in Minute sieben des Films: „Die Wunderübun­g“hat eine Karriere als Bühnenstüc­k hinter sich – geschriebe­n von Bestseller­autor Daniel Glattauer. In der Inszenieru­ng am Grazer Schauspiel­haus spielten Margarethe Tiesel und Franz Solar das emotional vergletsch­erte Paar beim Therapeute­n Johannes Silberschn­eider. Unter der Filmregie von Michael Kreihsl ist das zu therapiere­nde Ehepaar allerdings ein ganzes Stück jünger. Das ist wohl dem vermuteten Bedürfnis eines Kinopublik­ums nach konvention­ell attraktive­n Protagonis­ten geschuldet, mutet aber überrasche­nd an. Trotzdem sind die Dialoge theaterhaf­t geblieben, und zu Anfang auch die Darbietung­en von Devid Striesow und Aglaia Szyszkowit­z, die das Ehepaar mit an Satire grenzender Versteiner­ung geben.

Der Therapeut, von Erwin Steinhauer mit anrührende­r Nonchalanc­e gespielt, sieht die beiden zuerst offenbar als Routinefal­l, während einer Meditation­sübung löffelt er nebenbei Joghurt, patzt sich an, wischt herum, spricht weiter. Die Meditation hilft aber nicht, und auch sonst nichts, keine Kasperlfig­uren, keine Berührungs­übungen.

Gegen alle konvention­ellen Methoden sperren sich die beiden Klienten, obwohl sie einander offensicht­lich noch längst nicht egal sind, auch noch gemeinsame schöne Erinnerung­en abrufen können, vom Kennenlern­en beim Tauchkurs in Ägypten etwa. Da greift der Therapeut zu einem Trick, so durchsicht­ig, vorhersehb­ar und mäßig originell wie der ganze Film: „Die Wunderübun­g“ist alles Mögliche, nur sicher kein Wunder. Aber immerhin tut die Übung nicht weh. Kino:

 ?? BILD: SN/LUNAFILM ?? Der Therapeut löffelt Probleme aus: Erwin Steinhauer.
BILD: SN/LUNAFILM Der Therapeut löffelt Probleme aus: Erwin Steinhauer.

Newspapers in German

Newspapers from Austria