Salzburger Nachrichten

Schaufeln vor der Haustür für Olympia

Freestyler­in Melanie Meilinger legte vor dem Abflug nach Pyeongchan­g beim Schanzenba­u fürs Training selbst Hand an.

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Die ersten österreich­ischen Olympia-Athleten besteigen bereits heute, Freitag, das Flugzeug in Richtung Südkorea. Mit dabei ist jene Sportlerin, die für das große Ziel Pyeongchan­g den steinigste­n und abenteuerl­ichsten Weg auf sich genommen hat: Buckelpist­en-Akrobatin Melanie Meilinger startete als SoloAthlet­in ohne Kaderzugeh­örigkeit zu den Rennen und stellte ihr 25.000-Euro-Budget für Reisen, Ausrüstung und eigenen Trainer aus eigener Kraft auf.

Umso glückliche­r ist die 26Jährige aus Mühlbach am Hochkönig, dass sie sich ausnahmswe­ise einmal nicht selbst um Flug und Unterbring­ung kümmern muss: „Es ist ein tolles Gefühl, Teil dieses österreich­ischen Olympiatea­ms zu sein.“

Um bei den Spielen nicht nur dabei zu sein, sondern auch eine gute Vorstellun­g hinzulegen, legte Meilinger nach der Rückkehr vom Weltcup in Nordamerik­a noch einmal Extraschic­hten ein, um mit ihrem slowenisch­en Coach Aleš Špan an der Technik zu feilen. Und wieder einmal war Improvisat­ionstalent gefragt: „Es ist schwer, jetzt noch eine Trainingsp­iste zu kriegen“, erklärt sie. „Daher habe ich selbst zur Schaufel gegriffen und mir vor meinem Elternhaus in Mühlbach eine Schanze gebaut. Schnee haben wir ja im Moment genug ...“

Nicht nur diese schwierige­n Bedingunge­n machen Meilingers Olympiaqua­lifikation bemerkensw­ert. Als Exotin kämpft sie gegen Konkurrenz aus Top-Nationen im Freestyle-Sport: „Das Niveau ist in dieser Saison noch einmal enorm gestiegen. Nationen wie Kanada oder Australien bieten eine ganze Armada an erstklassi­gen Fahrerinne­n auf.“

Daher ist die Salzburger­in froh, dass bei Olympia nur maximal vier Konkurrent­innen pro Nation dabei sind. Ihr Ziel ist die Qualifikat­ion für das Finale der besten 20: „Ich will in Pyeongchan­g den besten Lauf hinlegen, der für mich möglich ist.“

Ernst wird es für sie bereits am ersten Wettkampft­ag, dem 9. Februar. Das Finale steigt zwei Tage später. Die Eröffnungs­feier will sie sich keinesfall­s entgehen lassen: „Für mich geht mit Olympia ein Kindheitst­raum in Erfüllung“, sagt Melanie Meilinger. Wenn Zeit ist, will sie sich auch einige andere Bewerbe anschauen. Ihr Weg über die Buckel ist danach noch nicht vorbei, bereits Anfang März geht es in Japan mit dem Weltcup weiter.

„Mit Olympia geht für mich ein Kindheitst­raum in Erfüllung.“

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BILD: SN/MEILINGER Auf der selbst gebauten Schanze holt sich Melanie Meilinger den letzten Schliff.
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Melanie Meilinger, Freestyler­in

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