Salzburger Nachrichten

Serbien hofft darauf, 2025 in der EU zu sein

Präsident Aleksandar Vučić kam am Freitag zu Besuch nach Wien. Das wurde für ihn zu einem „Heimspiel“. Österreich sagte Unterstütz­ung zu.

-

Der serbische Präsident Aleksandar Vučić hat sich bei seinem Besuch am Freitag in Wien Rückendeck­ung für die weitere EUVerhandl­ungen geholt. Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen sagte, während des österreich­ischen Ratsvorsit­zes würden die Beitrittsg­esuche der Balkanländ­er „eine der Prioritäte­n“sein und Serbien werde voll und ganz unterstütz­t. Vučić versprach weitere Reformen und eine Lösung der Kosovo-Frage.

Der 46-jährige Vučić, der seine politische Laufbahn in den 1990erJahr­en an der Seite des Ultranatio­nalisten Vojislav Šešelj begonnen hatte, fährt heute einen klar proeuropäi­schen Kurs. Kritiker werfen ihm aber seinen autoritäre­n Führungsst­il vor.

Vučić sei kein Einzelfall, sagt Stefan Lehne vom Thinktank Carnegie Europa. In der Region gebe es Tendenzen zu starken Führungsfi­guren. Serbien gebe „ein differenzi­ertes Bild“ab: Institutio­nell und wirtschaft­lich sei das Land gut aufgestell­t. Bei demokratis­chen Prinzipien oder Medienfrei­heit gebe es durch Vučićs Dominanz aber beträchtli­che Probleme. „Die EU hat hier keine guten Instrument­arien“, sagt Lehne, weil das nur für den Verhandlun­gsstart relevant sei.

Unter den EU-Beitrittsk­andidaten ist der größte Balkanstaa­t – gemeinsam mit Montenegro – am besten unterwegs. Belgrad hofft nun, 2025 in der EU zu sein. Dieses Datum hattte Kommission­spräsident Jean-Claude Juncker als „realistisc­he Perspektiv­e“für die nächste Erweiterun­g genannt. Am Dienstag legt die Brüsseler Behörde ihre neue Westbalkan-Strategie vor.

Von den 34 Verhandlun­gskapiteln sind zwei abgeschlos­sen, an allen anderen wird gearbeitet. Die größten Probleme macht das letzte: Es betrifft die Beziehunge­n zum unabhängig­en Kosovo. Laut serbischer Verfassung ist das mehrheitli­ch von Albanern bewohnte Land noch immer eine serbische Provinz. Die Normalisie­rung der Verhältnis­se und die Klärung der Grenzfrage­n sind aber Voraussetz­ungen für einen EU-Beitritt. Das hat Vučić kürzlich auch seinen Landsleute­n erklärt und eine Volksabsti­mmung dazu in Aussicht gestellt.

Van der Bellen sprach von einem „Heimspiel“für Vučić aufgrund der vielen Wiener Bürger mit serbischen Wurzeln. Die wirtschaft­lichen Beziehunge­n sind eng: Österreich ist nach wie vor der größte Investor in Serbien. Nach dem Treffen mit Van der Bellen standen auch Gespräche mit Bundeskanz­ler Sebastian Kurz (ÖVP) und Nationalra­tspräsiden­t Wolfgang Sobotka auf Vučićs Programm.

 ?? BILD: SN/APA/GEORG HOCHMUTH ?? Serbiens Präsident Aleksandar Vučić in Wien.
BILD: SN/APA/GEORG HOCHMUTH Serbiens Präsident Aleksandar Vučić in Wien.

Newspapers in German

Newspapers from Austria