Und am Ende ist alles doch Skulptur
Der Kärntner Bildhauer Bruno Gironcoli war ein begnadeter Zeichner und Maler. Das zeigt jetzt eine Ausstellung.
Der eigenwillige Bruno Gironcoli war zwar mit Ehrungen versehen worden, ja er erhielt sogar ein Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof – dennoch hatte man bei seinem Tod 2010 das Gefühl, dass ihm die letzte große Anerkennung versagt geblieben war. Lag es an der spröden Persönlichkeit oder doch am singulären Schaffen eines der Großen der Nachkriegsgeneration, der sich von jeder Schule fernhielt?
In seiner Heimat Kärnten hatte sich das Land gedrückt vor dem Ansinnen, dem Bildhauer ein eigenes Museum zu widmen. Die Steiermark und die Familie Herberstein sprangen ein, seit 2004 gibt es ein Bruno-Gironcoli-Museum bei Schloss Herberstein. Die sperrigen, oft kolossalen Skulpturen sind weit verstreut in Sammlungen, und dass nun das Museum moderner Kunst in Wien (Mumok) rund 25 Skulpturen und an die 150 Zeichnungen zusammenführt, ist ein schöner Anlass, das OEuvre Bruno Gironcolis erneut zu studieren – und zu bewundern.
Der Titel der Ausstellung verwundert ein wenig, Kuratorin Manuela Ammer erklärt ihn: Bruno Gironcoli wollte sich von den umtriebigen Aktionisten abgrenzen, und während diese ihren vollen Körpereinsatz in die Kunst brachten, wollte er lieber beim „Ding“bleiben und also „in der Arbeit schüchtern bleiben“. Und ein bisschen keusch wirkt auch so manche Zeichnung. Es erstaunt ohnehin, dass sich die Blätter an den Wänden gegen die markanten Skulpturen so gut zur Geltung bringen. Es gibt allerhand Studien, Männerköpfe etwa, und weitere zarte Zeichnungen. Doch haben sich die Bilder weit von Entwürfen entfernt und führen ein Eigenleben, selbst wenn sich darauf eine Skulptur findet, die direkt vor der Malerei aufgestellt wurde. Oft und gern setzt Gironcoli Metallfarben ein, das matte Gold oder das matte Silber einer Skulptur wird auf dem flachen Papier ebenso verwendet und gibt der Formenanlage und der perspektivischen Verarbeitung der „Objekte“eine Art Dreidimensionalität. Irgendwie ist dann doch alles Skulptur.
Jedenfalls bildet die Ausstellung ein beeindruckendes zeichnerisches und malerisches Lebenswerk ab. Als Gironcoli, gelernter Goldschmied und danach Student an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien, 1977 Nachfolger von Fritz Wotruba wurde, konnte er dank des Raumangebots seine Skulpturen ins Großformat steigern. Sie sind unverwechselbar in ihrer Ansammlung von Formen, einerseits organisch in ihrer Körperlichkeit und vielfach wie Fabelwesen aus einem Alienfilm, andererseits abweisend spitzenbewehrt. Auch vor dem gewissen Hauch von Kitsch scheute sich Gironcoli nicht. Da findet sich auch liebenswerter Humor. Ausstellung: Weitere Ausstellungen