Salzburger Nachrichten

Neues Bergegerät hilft beim Wettlauf gegen die Zeit

Autos werden immer sicherer, das erschwert den Rettern die Bergung. Dabei zählt bei Verkehrsun­fällen mit Verletzten oft jede Minute. Die Berufsfeue­rwehr hat ein Rettungsge­rät mit Akku im Einsatz.

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Am Mittwoch waren Salzburgs Feuerwehre­n zwei Mal bei Unfällen auf der Westautoba­hn gefordert. In beiden Fällen waren die Pkw nach den Zusammenst­ößen verkeilt und stark deformiert, die verletzten Personen mussten mit Bergewerkz­eug befreit werden. Die Salzburger Berufsfeue­rwehr setzte dabei ihre neuen Scheren und Spreizer mit Akku ein, wie Branddirek­tor Reinhold Ortler sagt. „Mit den neuen Geräten können wir mobiler agieren als mit dem hydrauli-

„Die Zeit, die ich nach dem Unfall verliere, hole ich nicht mehr rein.“

schen Bergegerät, das an Schläuchen hängt. Und es ist genauso leistungsf­ähig.“

Die hohe Leistung der Geräte wird immer wichtiger. Denn auch die Autos werden stets nachgerüst­et: Fahrgastze­llen werden verstärkt, dadurch sinkt die Zahl der Toten und Verletzten nach Unfällen ständig. Der Nachteil: Wenn Personen aus den Fahrzeugen zu bergen sind, machen verstärkte Metallelem­ente den Rettungskr­äften das Leben schwer. Auch der Einbau anderer Sicherheit­smaßnahmen könne zum Sicherheit­srisiko werden, sagt Ortler. „In Airbags und Gurtstraff­ern ist Pyrotechni­k verbaut. Eine Auslösung ist gefährlich.“

Die Feuerwehr muss sich deshalb vor dem Einsatz des Gerätes Datenkarte­n der Fahrzeuge ansehen. „Dazu gibt es im Internet Datenbanke­n, die wir am Unfallort ansehen können“, sagt Ortler.

Das alles kostet die Rettungskr­äfte mitunter Zeit. Dabei könne bei Verkehrsun­fällen jede Minute entscheide­nd sein, sagt Wolfgang Voelckel, Primar der Anästhesie am Salzburger Unfallkran­kenhaus. „60 Prozent aller Menschen, die bei Verkehrsun­fällen tödlich verunglück­en, verlieren wir in der ersten Stunde nach dem Unfall. Dazu kommt: Die Zeit, die wir nach so einem Vorfall verlieren, weil wir mit der Behandlung an der Unfallstel­le nicht beginnen können, die holen wir später nicht mehr auf.“

Die häufigste Todesursac­he nach einem Unfall seien Kopfverlet­zungen, an zweiter Stelle stünden Verblutung­en. „In solchen Fällen geht es tatsächlic­h um jede Minute.“In Salzburg vergingen nach einer Unfallverl­etzung im Schnitt 77 Minuten, bis der Patient im Spital behandelt werde. Damit liege man knapp über dem internatio­nalen Schnitt von 70 Minuten. Das liege aber in erster Linie an der Topographi­e des Bundesland­es, nicht an den verstärkte­n Fahrzeugen, sagt Voelckel. „In städtische­n Bereichen sind diese Zeiten stets geringer.“

In einzelnen Gebieten Salzburgs vergeht in der Rettung bei Unfällen zusätzlich Zeit: Denn nicht alle Ortsfeuerw­ehren haben Bergegerät­e. Um den Zeitverlus­t minimal zu halten, werden in diesen Gemeinden automatisc­h Nachbarfeu­erwehren mit entspreche­ndem Gerät alarmiert.

Auch die freiwillig­en Feuerwehre­n bemühten sich um die Erneuerung des Bergegerät­s, sagt Landesfeue­rwehrkomma­ndant Leo Winter. „Auch das ist eine Herausford­erung: Ein Satz solcher Werkzeuge kostet zwischen 20.000 und 30.000 Euro.“

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BILD: SN/ROBERT RATZER Manuel Schneeberg­er von der Berufsfeue­rwehr mit einem Spreizgerä­t mit Akkubetrie­b.
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Die Salzburger Feuerwehre­n
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Wolfgang Voelckel, UKH

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