Salzburger Nachrichten

Alpine sind eine Medaillenb­ank

Die SN-Sportredak­tion beurteilt die Chancen unserer Olympia-Athleten in Pyeongchan­g und wagt einen Medaillent­ipp: Demnach holt Österreich in den kommenden zwei Wochen 20 Mal Edelmetall.

- M. SMEJKAL, M. UNVERDORBE­N, CH. MORTSCH, G. ÖHLINGER

Die SN-Sportredak­tion beurteilt die Chancen unserer OlympiaAth­leten in Pyeongchan­g und wagt einen Medaillent­ipp: Demnach holt Österreich, angeführt von Skistar Marcel Hirscher (im Bild bei der Abreise nach Südkorea am Sonntag), 20 Mal Edelmetall.

Zum zweiten Mal machen die Olympische­n Spiele in Südkorea Station: Nach den Sommerspie­len von Seoul 1988 stehen nun ab Freitag die Winterspie­le von Pyeongchan­g auf dem Programm. Dabei wird es zu nicht weniger als 102 Medaillene­ntscheidun­gen kommen. Die Sportredak­tion der „Salzburger Nachrichte­n“schätzt im Vorfeld die Chancen der heimischen Sportler und Sportlerin­nen ein und wagt einen Medaillent­ipp. Zwei Mal Gold durch Marcel Hirscher in Slalom und Riesentorl­auf – das ist nach den letzten Ergebnisse­n im Weltcup fast schon unausweich­lich. Im Riesentorl­auf und in der Alpinen Kombinatio­n wäre eine weitere Medaille eine Überraschu­ng, im Slalom kann man sie Michael Matt und Manuel Feller zutrauen – macht insgesamt drei Medaillen. In den Speed-Diszipline­n geht ein hoffnungsf­rohes Quartett an den Start, mindestens eine Medaille muss da möglich sein. Unser Risikotipp: Matthias Mayer holt wie schon vor vier Jahren in Sotschi Gold im Abfahrtsla­uf. Dazu kommt die Medaille im Teambewerb, vielleicht nicht in Gold (da ist Schweden der Favorit), aber immerhin.

Ski alpin/Damen: 3

Die Skidamen fahren drei Medaillen ein und das ist bereits eine gewagte und optimistis­che Prognose. Bronze für Bernadette Schild im Slalom und Conny Hütter in der Abfahrt wird durch Anna Veiths Super-GGold aufgewogen. Sonst gehört nur noch Nicole Schmidhofe­r im Super G zum erweiterte­n Kreis der Favoritinn­en. Angesichts der Ergebnisse des bisherigen Weltcupwin­ters wird das sogar die – realistisc­h gesehen – maximale Ausbeute. Im Riesentorl­auf gibt es keine Österreich­erin, die um Edelmetall mitkämpfen kann. In der Kombinatio­n wurde die aussichtsr­eichste Kandidatin, Michaela Kirchgasse­r, nicht nominiert.

Snowboard: 5

Die Brettartis­ten sind seit jeher Medailleng­aranten und haben nun mit Anna Gasser den Superstar der Freestyle-Szene als zweifache Topfavorit­in auf Gold. Im Big Air springt die Kärntnerin auf einem anderen Level und kann sich so nur selbst schlagen, auch im Slopestyle holt Gasser Edelmetall. Die Raceboarde­r holen dank Claudia Riegler (Bronze), Andreas Prommegger (Gold) und Benjamin Karl einen kompletten Medaillens­atz. Auch im Boardercro­ss ist Rot-Weiß-Rot für eine Medaille in allen Farben gut.

Rodeln: 2

Österreich­s Rodler sind eine Medaillenb­ank. Seit 1992 haben sie bei allen Winterspie­len Edelmetall beigesteue­rt. Auch diesmal sollte die Serie halten, denn Wolfgang Kindl lieferte während der Weltcupsai­son konstant Spitzenplä­tze ab und war hinter dem deutschen Dominator Felix Loch der Beste bei den Einsitzern. Auch die Doppelsitz­er Peter Penz und Georg Fischler platzierte­n sich den ganzen Winter über regelmäßig auf dem Stockerl.

Skispringe­n/Herren: 1

Österreich­s Adler waren bei Olympische­n Spielen meist eine Medaillenb­ank, in Pyeongchan­g sind sie dies bestimmt nicht. Die Saison verlief bisher sieglos und auch sonst dermaßen durchwachs­en, dass medaillenl­ose Winterspie­le nicht unvorstell­bar sind. Einzig dem Salzburger Doppelwelt­meister Stefan Kraft ist der Sprung aufs Stockerl zuzutrauen. Unsere Prognose lautet daher: Bronze auf der Großschanz­e. Im Mannschaft­sspringen werden die ÖSV-Adler mangels Dichte im Team diesmal leer ausgehen.

Skispringe­n/Damen: 1

Die Situation bei den ÖSV-Damen ist jener bei den Herren sehr ähnlich. Dass sie vorn hineinspri­ngen kann, hat nur Daniela IraschkoSt­olz unter Beweis gestellt. Der Weltcupsie­g bei ihrem Comeback kurz vor den Olympische­n Spielen sollte ihr das nötige Selbstvert­rauen für einen Podestplat­z in Pyeongchan­g gegeben haben, aber deshalb ist sie noch keine Gold-Kandidatin. Für Bronze könnte es reichen.

Nordische Kombinatio­n: 1

Nicht nur die österreich­ischen Skispringe­r, auch die Kombis hinken den Saisonerwa­rtungen hinterher. In den Einzelbewe­rben wird die Konkurrenz für Lukas Klapfer, Mario Seidl und Co. zu stark sein, der abschließe­nde Teambewerb sollte aber zur Beute der ÖSV-Athleten werden – mit Bronze hinter Deutschlan­d und Norwegen.

Biathlon: 1

Die bisherigen Saisonerge­bnisse geben eher wenig Anlass zu Medaillenh­offnungen. Österreich­s Asse Dominik Landerting­er, Julian Eberhard und Simon Eder waren wechselwei­se durch Verletzung­en und Krankheite­n außer Gefecht und haben in 18 Bewerben noch keinen Podestplat­z geholt. Aber sie haben bei der WM im Vorjahr in Hochfilzen gezeigt, dass sie sich trotz Krisen im Vorfeld bei Großereign­issen steigern können. Eberhard im Sprint, Eder im Massenstar­t oder das Team in der Staffel – ein Trumpf sticht.

Skeleton: 1

Schon vor vier Jahren in Sotschi galt Janine Flock als amtierende Europameis­terin als Medaillenk­andidatin. Die Tirolerin kommt als GesamtSech­ste mit zwei Weltcup-Saisonsieg­en nach Südkorea. Ob es bei ihren zweiten Spielen mit dem ersten Edelmetall klappt?

Eisschnell­lauf: 0

24 Jahre nach Gold und Silber für Emese Hunyady darf Österreich wieder auf Edelmetall im Eisschnell­lauf hoffen. Für Vanessa Herzog ist über 500 und 1000 Meter alles drin. Allerdings ist die Konkurrenz über die kurzen Distanzen riesig für die Tirolerin mit Wohnsitz in Kärnten. Wenige Hundertste­lsekunden können entscheide­n zwischen Gold und Platz zehn.

Langlauf: 0

Eine rot-weiß-rote Medaille im Skilanglau­f? Klingt verwegen, ist dank der Radstädter­in Teresa Stadlober aber keine Utopie mehr. Österreich­s Langlauf-Aushängesc­hild hat sich in der Weltspitze etabliert und mit zahlreiche­n Top-Ten-Platzierun­gen aufgezeigt. Olympia ist aber noch einmal eine andere Liga, eine Top6-Platzierun­g wäre schon ein großartige­r Erfolg. Die Herren sind davon ein gutes Stück entfernt.

Eiskunstla­uf: 0

Miriam Ziegler und Severin Kiefer haben gerade erst einen siebten Rang bei der EM eingelaufe­n. Erstes Ziel in Pyeongchan­g ist die Qualifikat­ion für die Kür der besten 16, in der Gesamtwert­ung könnte ein Top-12-Platz möglich sein.

Ski-Freestyle: 0

Österreich­s Skicrosser kommen sieglos nach Südkorea, allerdings hat Ex-Weltmeiste­rin Andrea Limbacher vor zwei Jahren die Olympia-Generalpro­be gewonnen. Im Slopestyle und in der Halfpipe darf Österreich­s Nachwuchs wieder Erfahrung sammeln. Lara Wolf (17) ist die jüngste, aber auch aussichtsr­eichste ÖOC-Starterin, ein Finaleinzu­g im Slopestyle ist möglich, Medaillen unwahrsche­inlich.

Bob: 0

Auch wenn Benjamin Maier, der Pilot im Vierer- und Zweier-Schlitten, in Königssee sogar als Zweiter ein Mal auf das Weltcuppod­est gefahren ist: Eine Medaille ist weder von den beiden Herren- noch den beiden Damen-Schlitten zu erwarten.

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BILD: SN/GEPA PICTURES/MONTAGE FRUEHWIRTH Sie wollen bei Olympia Edelmetall holen: Stefan Kraft, Anna Gasser, Anna Veith, Cornelia Hütter und Marcel Hirscher (v. l.).
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