Salzburger Nachrichten

Die Kurden sind als Partner unverzicht­bar

Erdoğan muss in die Schranken gewiesen werden, sonst kommt der IS zurück.

- Michael Wrase AUSSEN@SN.AT

Fast vier Jahre lang hatten die türkischen Sicherheit­sbehörden dem sogenannte­n „Islamische­n Staat“(IS) den sicheren Transit nach Syrien und damit den Aufstieg der Terrormili­z ermöglicht. Damit nicht genug: Als der IS im Herbst 2014 ein Blutbad in der Grenzstadt Kobane anrichtete, griff die in Sichtweite aufmarschi­erte türkische Armee nicht ein.

Die amerikanis­che Luftwaffe rettete die syrischen Kurden damals vor der vollständi­gen Vernichtun­g. Diese bedankten sich mit einer beispiello­sen Großoffens­ive, welche zur nahezu vollständi­gen Zerschlagu­ng des IS in Syrien und im Irak führte. Umso unverständ­licher ist es, dass die USA Erdoğan nun gewähren und in den Krieg gegen die syrischen Kurden ziehen lassen.

Dabei sagt Erdoğan klar und deutlich, um was es ihm geht: Die gegen den IS so erfolgreic­hen syrisch-kurdischen Volksverte­idigungsmi­lizen, von Ankara als Terroriste­n bezeichnet, sollen vernichtet werden. Was der IS nicht geschafft hatte, soll nun die türkische Armee erledigen.

Dass die türkischen Bodentrupp­en bei ihrer Offensive mit dem so grenzenlos zynischen Namen „Olivenzwei­g“erneut mit radikalen Islamisten kooperiere­n, ist bezeichnen­d. Ost und West schauen zu. Sie glauben offenbar, die türkische Offensive auf den Kanton Afrin begrenzen und Erdoğan besänftige­n zu können. Doch das ist ein Trugschlus­s. Der türkische Staatschef hat seine Ziele deutlich benannt. Wir im Westen brauchen dagegen die kampfstark­en syrischen Kurden. Als Bündnispar­tner im Kampf gegen den IS sind sie unverzicht­bar. Um eine Wiederaufe­rstehung der Terrormili­z zu verhindern, muss Erdoğan daher mit deutlichen Worten in die Schranken gewiesen werden. Beschwicht­igendes Taktieren ist der falsche Weg.

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