Die Kurden sind als Partner unverzichtbar
Erdoğan muss in die Schranken gewiesen werden, sonst kommt der IS zurück.
Fast vier Jahre lang hatten die türkischen Sicherheitsbehörden dem sogenannten „Islamischen Staat“(IS) den sicheren Transit nach Syrien und damit den Aufstieg der Terrormiliz ermöglicht. Damit nicht genug: Als der IS im Herbst 2014 ein Blutbad in der Grenzstadt Kobane anrichtete, griff die in Sichtweite aufmarschierte türkische Armee nicht ein.
Die amerikanische Luftwaffe rettete die syrischen Kurden damals vor der vollständigen Vernichtung. Diese bedankten sich mit einer beispiellosen Großoffensive, welche zur nahezu vollständigen Zerschlagung des IS in Syrien und im Irak führte. Umso unverständlicher ist es, dass die USA Erdoğan nun gewähren und in den Krieg gegen die syrischen Kurden ziehen lassen.
Dabei sagt Erdoğan klar und deutlich, um was es ihm geht: Die gegen den IS so erfolgreichen syrisch-kurdischen Volksverteidigungsmilizen, von Ankara als Terroristen bezeichnet, sollen vernichtet werden. Was der IS nicht geschafft hatte, soll nun die türkische Armee erledigen.
Dass die türkischen Bodentruppen bei ihrer Offensive mit dem so grenzenlos zynischen Namen „Olivenzweig“erneut mit radikalen Islamisten kooperieren, ist bezeichnend. Ost und West schauen zu. Sie glauben offenbar, die türkische Offensive auf den Kanton Afrin begrenzen und Erdoğan besänftigen zu können. Doch das ist ein Trugschluss. Der türkische Staatschef hat seine Ziele deutlich benannt. Wir im Westen brauchen dagegen die kampfstarken syrischen Kurden. Als Bündnispartner im Kampf gegen den IS sind sie unverzichtbar. Um eine Wiederauferstehung der Terrormiliz zu verhindern, muss Erdoğan daher mit deutlichen Worten in die Schranken gewiesen werden. Beschwichtigendes Taktieren ist der falsche Weg.