Von wegen Männerschnupfen
ICHwar ein wenig krank. Wie üblich in dieser oder einer anderen Jahreszeit hat mich ein hinterhältiger Schwarm aus Bakterien oder Viren, wer kann das schon wissen, überfallen. „Ein Schnupfen hockt auf der Terrasse, auf dass er sich ein Opfer fasse“, warnte bereits der große Dichter Christian Morgenstern. Vergeblich. Heldenhaft wie Männer, so auch ich, sind, versuchte ich vergeblich eine Zeit lang, die anbrandenden Symptome zu ignorieren, worauf ich mich zurückzog, um zu Hause zu sterben.
Nichts ahnende Frauen beschreiben diesen Zustand naserümpfend als Männerschnupfen. Was sie damit meinen, ist, dass sie, die Frauen, auch noch mit zwei gebrochenen Beinen, einer Lungenentzündung und 39 Grad Fieber ihren Mann stehen und Kinder, Küche, Job schupfen, während wir Höhlenmenschen bereits wegen eines verstopften Nasenlochs klagen, als sei das Ende der Welt nahe.
Kurzum: Wir sind wehleidige Waschlappen, die nicht so tun sollen, als wäre eine Schnupfenbehandlung eine Operation am offenen Herzen.
Natürlich haben die Frauen unrecht. Wie mittlerweile in einigen wissenschaftlichen Studien, darunter auch einer von der Universität Innsbruck, angeführt wird, leiden Männer tatsächlich mehr als Frauen.
Das könnte damit zu tun haben, dass sich Männer im Krankheitsfall weniger schonen und Ärzte krankheitsbedingte Symptome bei ihnen als schwächer einstufen als bei Frauen, wie der Mediziner Kyle Sue von der Memorial University of Newfoundland in St. John’s vermutet. Außerdem unterdrücke Testosteron die Arbeit der Abwehrzellen, merkte die Innsbrucker Immunologin Beatrix GrubeckLoebenstein kürzlich an.
Als eher unwahrscheinlich würde ich den Hinweis betrachten, Männer lebten schließlich auch ungesünder als Frauen.
„Es ist also eh okay, wenn ihr jammert“, sagte da eine liebe Kollegin. „Was meinst du damit?“, fragte ich. „Na, dann werdet ihr bemitleidet, dass wollt ihr doch“, antwortete sie, und fügte hinzu, mir sozusagen virtuell auf den Kopf tätschelnd: „Lies doch einmal diese Studien, vielleicht hast du eine Inspiration für deine Kolumne.“
Und genau so geschah es.