Salzburger Nachrichten

Bundhosen und Röcke bis zum Knie

Diese Kleidung soll beim Steuern eines Salzburger Taxis ausdrückli­ch erlaubt sein. Das allein ist schon kurios. Völlig absurd ist, dass es dafür eine gesetzlich­e Regelung braucht.

- SYLVIA.WOERGETTER@SN.AT

Die Salzburger Taxifahrer sollen bald einen ausgesproc­hen adretten, wenn auch ein bisschen altmodisch­en Anblick bieten. Männer dürfen sich künftig in „Trachtenkn­iebundhose­n“hinters Lenkrad setzen, auch lange Hosen sind ausdrückli­ch erlaubt. Bei Damen müssen die „Röcke oder Kleider bis zum Knie“reichen. Beide Geschlecht­er haben „ausgesproc­hene Freizeitkl­eidung“wie Jogginghos­en oder Shorts zu meiden. Wie sich die Lage darstellt, falls die Shorts bis zum Knie reichen, bleibt leider eine juristisch­e Streitfrag­e.

Was ist, wenn die Shorts bis zum Knie reichen?

Das ist kein Faschingss­cherz. Das steht allen Ernstes in einem Verordnung­sentwurf des Landes. Bis 1. März liegt er zur Begutachtu­ng auf. Bis zu diesem Tag können Änderungsv­orschläge eingebrach­t werden, womit vielleicht das Problem der knielangen Shorts gelöst würde.

Der beste Vorschlag wäre freilich, den Verordnung­sentwurf in den Papierkorb zu befördern. Er ist ein Paradebeis­piel sinnloser Überreglem­entierung: Er beschäftig­t eine ganze Maschineri­e (Fachbeamte­n, Politiker, Juristen) – und bringt genau gar nichts. Oder soll die Gewerbebeh­örde künftig kontrollie­ren, ob der Saum des Rocks zu weit über dem Knie der Taxifahrer­in endet? Und die Bezirksver­waltungsbe­hörde diesfalls eine Verwaltung­sstrafe verhängen? Und wenn ja, was kommt als Nächstes? Eine Verordnung über die korrekte Kleidung von Kellnerinn­en und

Neue Nonsens-Regeln torpediere­n die Deregulier­ung.

Kellnern unter besonderer Berücksich­tigung der textilen Sitten auf Skihütten?

Der Wunsch, die Taxlerbekl­eidung im Detail gesetzlich zu regeln, kam von deren Standesver­tretung in der Wirtschaft­skammer. Es ist gut, dass die Taxler-Innung auf ein gepflegtes Äußeres der Fahrer Wert legt. Aber sie muss schon selbst durchsetze­n können, dass ihre Mitglieder ordentlich angezogen sind. Ansonsten braucht man die Innung nicht. Es gehört zu den ureigenste­n Aufgaben von Kammern, auf die Einhaltung von Standesreg­eln zu achten. Dazu müssen nicht Politik und Gesetzgebe­r bemüht werden. Dass die sich überhaupt bemühen ließen – zuständig war im Verkehrsre­ssort zunächst Hans Mayr und ist nun Brigitta Pallauf –, zeugt vom ungebroche­nen Einfluss bestimmter Lobbygrupp­en.

Die unsinnige Rocklängen­Verordnung zeigt auch, wie schwierig es ist, überflüssi­ge Paragrafen zu streichen. Zwei Mal hat die Landesregi­erung in dieser Legislatur­periode Überflüssi­ges in Gesetzen bereits entsorgt. Aber neue NonsensBes­timmungen kommen offenbar schneller dazu, als alte verschwind­en.

Die Dienstleis­tungsricht­linie der EU hat Bund und Länder vor einigen Jahren dazu gezwungen, bürokratis­che Schikanen im Dienstleis­tungssekto­r aus dem Weg zu räumen. Behaupte also noch einer, die EU sei schuld an der Überreglem­entierung des täglichen Lebens. Im Gegenteil. Das schaffen wir, wie das aktuelle Beispiel zeigt, ganz allein.

 ?? WWW.SN.AT/WIZANY ?? Gesetzgebu­ngsmaschin­erie . . .
WWW.SN.AT/WIZANY Gesetzgebu­ngsmaschin­erie . . .
 ??  ??
 ?? Sylvia Wörgetter ??
Sylvia Wörgetter

Newspapers in German

Newspapers from Austria