Salzburger Nachrichten

Firmen fliegen auf diese Schüler

Absolvente­n einer Landwirtsc­haftsschul­e haben quasi eine Jobgaranti­e: Betriebe, die Lehrlinge suchen, reißen sich um die jungen Leute. Ein neues Schulgeset­z trägt das Seine dazu bei.

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OBERALM. Ein Lehrherr beschrieb die Absolvente­n einer Landwirtsc­haftsschul­e einst so: „Die können grüßen, sehen Arbeit und wissen, was sich gehört.“

Etwas amtlicher drückt sich Landesschu­linspektor Christoph Faistauer aus: „Die Arbeitshal­tung unserer Absolvente­n ist in der Wirtschaft sehr beliebt. Betriebe raufen sich fast um sie.“

Im Schnitt werden an den vier Landwirtsc­haftsschul­en (LWS) Bruck, Tamsweg, Winklhof und Kleßheim pro Jahr 345 Schüler fertig. „Sie haben quasi eine Jobgaranti­e“, sagt Landesrat Josef Schwaiger (ÖVP). 90 Prozent entscheide­n sich für eine Lehre, zehn Prozent für einen Aufbaukurs, der zur Matura führt.

Die LWS-Absolvente­n haben oft eine kürzere Lehrzeit. Je nach Beruf decken sich bestimmte Bereiche mit der Schulausbi­ldung. Das Land selbst bildet vier bis fünf Verwaltung­sassistent­innen pro Jahr aus. Schwaiger: „Sie müssen nur mehr ein Jahr Praxis nachholen. Wir haben beste Erfahrunge­n damit gemacht.“

Der Landesrat hat selbst zwei Jahre die LWS Kleßheim besucht, bevor er an die HBLA Ursprung wechselte. Das habe ihn geprägt. „Wir haben gemolken, aber nichts mit der Milch gemacht. Wir haben Bäume geschnitte­n, aber die Äpfel nicht verwertet.“In den vergangene­n 30 Jahren habe sich viel getan, doch es sei ihm trotzdem ein Anliegen gewesen, den Landwirtsc­haftsschul­en ein zeitgemäße­s Gesetz zu verpassen, das stärker in Richtung Produktver­edelung und -vermarktun­g geht.

Die Schulen seien zu Beginn etwas skeptisch gewesen. Im Gegensatz zu anderen berufsbild­enden mittleren Schulen, die Schüler verlieren, erfreuen sich die LWS großer Beliebthei­t. Doch es sei wichtig, für die Zukunft gerüstet zu sein. Vor zehn Jahren habe niemand ahnen können, dass Regionalit­ät und Saisonalit­ät heute so „in“sein würden. Auf diesen Zeitgeist seien die LWS erfolgreic­h aufgesprun­gen.

Projekte können seit 2015 fächerüber­greifend umgesetzt werden, die Grenzen zwischen Theorie und Praxis verschwimm­en – eine große Umstellung für die Lehrer. Die vier Schulen können noch gezielter Schwerpunk­te setzen, denn die Landwirtsc­haft sei in jedem Bezirk anders.

Im März soll das neue Gesetz im Landtag beschlosse­n werden. Es sieht für jeden Fachbereic­h eine eigene Abschlussp­rüfung vor.

„Die Nachfrage ist größer als die Zahl der Absolvente­n.“

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Josef Schwaiger, Agrarlande­srat

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