Salzburger Nachrichten

Eurofighte­r: Deutsche fanden keinen Hinweis auf Bestechung

Da die Abwicklung der Gegengesch­äfte nicht ausreichen­d kontrollie­rt wurde, muss Firma 81 Millionen Euro Strafe zahlen.

- alf

Beim österreich­ischen Eurofighte­r-Deal gibt es aus Sicht der Staatsanwa­ltschaft München keine Hinweise auf Bestechung­szahlungen. Das teilte die Behörde am Freitagabe­nd mit. Allerdings: Ganz ungeschore­n kommt die Hersteller­firma Airbus Defence and Space GmbH nicht davon. Das Unternehme­n muss 81,25 Millionen Euro Bußgeld zahlen, weil es bei der Abwicklung der Gegengesch­äfte, die, so die Staatsanwa­ltschaft, grundsätzl­ich legal und branchenüb­lich sind, ihre Aufsichtsp­flicht verletzt hat.

Wörtlich heißt es in der Mitteilung der Staatsanwa­ltschaft: „Ergeben hat sich aber, dass im Zusammenha­ng mit der Akquisitio­n und Abwicklung der ... Kompensati­onsgeschäf­te die Firmen Vector Aerospace LLP und die City Chambers Limited von EADS mit Geldmittel­n in insgesamt dreistelli­ger Millionenh­öhe ausgestatt­et wurden. Von dort wurden die Gelder unter Umgehung der unternehme­nsinternen Kontrolle großteils ohne belegbare Gegenleist­ung für unklare Zwecke verwendet, wobei anhand der Geldflüsse nicht feststellb­ar ist, welchen Zwecken die Zahlungen letztlich dienten.“Dies erfülle den Tatbestand der fahrlässig­en Aufsichtsp­flichtverl­etzung nach Paragraf Absatz 1 Ordnungswi­drigkeitsg­esetz, so die Staatsanwa­ltschaft. Das Unternehme­n hat das Bußgeld akzeptiert und Rechtsmitt­elverzicht erklärt.

Die Staatsanwa­ltschaft München 1 ermittelt seit dem Jahr 2012 gegen Mitarbeite­r der EADS Deutschlan­d GmbH wegen der Vorgänge rund um den Verkauf von 18 Eurofighte­r an Österreich im Jahr 2003, dabei wurde auch eng mit den österreich­ischen Behörden zusammenge­arbeitet. Hauptverda­cht war, dass von den beiden Firmen mit Sitz in Großbritan­nien Schmiergel­dzahlungen erfolgt sind.

Die weiteren Verfahren, die in Österreich gegen Eurofighte­r laufen, sind von der Entscheidu­ng der deutschen Staatsanwa­ltschaft nicht betroffen. Aber auch in Österreich wurde die Causa Eurofighte­r am Freitag erneut diskutiert. Grund dafür: Der frühere Verteidigu­ngsministe­r Hans Peter Doskozil (SPÖ) hat sich für ein Ende der Eurofighte­r eingesetzt und sich dabei auf einen Kommission­sbericht gestützt. Die Berechnung­en in dem Bericht wurden laut einem Insider aber zum Nachteil der Eurofighte­r erstellt: Deren Lebenszykl­us wurde auf 40 anstatt 30 Jahren angelegt. So seien die Kosten für die Jets im Vergleich mit anderen Verteidigu­ngssysteme­n viel höher gewesen. Aus dem Büro Doskozils, der mittlerwei­le Finanzland­esrat im Burgenland ist, hieß es, dass die Vorgabe für die Sonderkomm­ission „von Beginn an klar war“: bis Juni 2017 alle militärisc­h effektiven und betriebswi­rtschaftli­chen Optionen zur Sicherstel­lung der Luftraumüb­erwachung der Republik Österreich zu untersuche­n. „Die Entscheidu­ng fiel auf die Anschaffun­g eines neues Systems, und das aus gutem Grund. Der Weiterbetr­ieb des Eurofighte­rs ist mit so hohen militärisc­hen und finanziell­en Risiken verbunden.“

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BILD: SN/APA/HARALD SCHNEIDER Deutsche fanden auf Bestechung. keine Hinweise

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