Auf geht’s, Stimmung!
Was machen eigentlich Philharmoniker in ihrer freien Zeit? Sie machen Musik, was sonst.
Wenn Wiener Philharmoniker und Berliner Kollegen zusammenkommen, nennt man das „The Vienna Berlin Music Club“. Wobei man genau schauen muss, denn die Besetzung greift über die Grenzen hinaus. Fünf Streicher reichen nicht, es müssen auch noch ein Klarinettist und ein Pianist ein, die The Philharmonix ausmachen. Zum Teil haben die sieben Herren bereits Erfahrung mit musikalischen Bearbeitungen für passgenaue Zwecke, denn ein paar davon waren einst mit Tibor Kovác von den Wiener Philharmonikern als The Philharmonics berühmt geworden. Nach der Trennung erfolgte nun ein Neustart. Der US-Amerikaner Noah Bendix-Balgley, Violine, und der Wiener Cellist Stephan Koncz sind Berliner Philharmoniker, der Wiener Klarinettist Daniel Ottensamer, der deutsche Bratscher Thilo Fechner und der ungarische Kontrabassist Ödön Rácz verdienen bei den Wiener Philharmonikern ihre Brötchen. Der Wiener Pianist Christoph Traxler und der Salzburger Geiger Sebastian Gürtler ergänzen die lustige Runde, denn darum geht es den Philharmonix: Man macht Musik, die Spaß macht, koste es, was es wolle.
Sebastian Gürtler gehört ja zu den österreichischen Musikern vom Format eines Georg Breinschmid oder Thomas Gansch, die über einen immensen (Spiel-)Witz verfügen und denen nichts zu „schräg“ist. Seine ernste Seite lebt er im Alban-Berg-Quartett aus. Der Zehetmair-Schüler Gürtler hat auch ein Rezept, wie man die „Bohemian Rhapsody“der Popgruppe Queen runderneuern kann für die Philharmonix-Besetzung: 260 g Bach, 250 g Bismillah, 180 g Gipsy, 2800 g Mercury, 480 g Irish, 444 g Fandango, 380 g Mama, 380 g Papa ... Es gibt sinnvollere Stückbeschreibungen im Booklet, aber da ist exakt alles drin, und man muss sich nicht wundern, dass in den ersten Takten Bachs C-Dur-Präludium erklingt, ehe man zu Queen-Melodien überschwenkt.
Die „Bohemian Rhapsody“ist nur einer der Ausflüge ins populäre Fach, auch Sting und sein „Englishman in New York“stand Pate für eine Bearbeitung, man schreckte nicht einmal davor zurück, die Kitschabteilung mit José Felicianos „Feliz Navidad“zu plündern – um mit einem wienerischen Hans-Moser-Verschnitt-Lied „Der Herrgott und die Geige“eine Therapie anzubieten. Ja, gesungen wird auch, in einer „Russian Ouverture“sogar in Mönchschor-Stärke – um nach diesem Auftakt eine Rundreise durch die Russland-Klischees anzutreten. Erik Satie beflügelte mit „Gymnopédie Nr. 1“und „Gnossienne“, Johannes Brahms mit einem Ungarischen Tanz das kompositorische Talent von Stephan Koncz; Daniel Ottensamer war vom Swing des Klarinettenkollegen Artie Shaw begeistert. Dass die CD mit einem BalkanReißer endet, ist auch irgendwie naheliegend. Man will ja die Hörer bei guter Laune halten. Und dass die Musiker neben dem Spaß an der Freud auch große Virtuosen sind, muss nicht extra betont werden.