Mordversuch mit Giftpraline: Neuer Prozess?
Vor zehn Jahren wurde ein Bürgermeister in der Wachau vergiftet. Der Täter beteuert jedoch weiter seine Unschuld.
Am 9. Februar 2008 fand Hannes Hirtzberger, Bürgermeister von Spitz in der Wachau, hinter dem Scheibenwischer seines Wagens ein Mon Chéri samt Billett. „Wollte dir was Wichtiges sagen“und „Du bist für mich etwas ganz Besonderes“stand darauf geschrieben. Hirtzberger aß die Praline am darauffolgenden Tag. Während einer Autofahrt wurde ihm plötzlich schlecht. Bevor er das Bewusstsein verlor, konnte er Passanten noch mitteilen, er sei vergiftet worden. Seither ist er ein Pflegefall.
Zehn Jahre nach dem heimtückischen Mordversuch will nun der Wiener Rechtsanwalt Wolfgang Blaschitz den Fall neu aufrollen. Der Antrag auf Wiederaufnahme des Verfahrens soll „so schnell wie möglich“– also in maximal zwei bis drei Wochen – erfolgen, bekräftigte Blaschitz am Sonntag.
Rund drei Wochen nach der Tat wurde ein ortsansässiger Heurigenwirt unter dringendem Tatverdacht festgenommen. Knapp drei Monate später wurde der heute 65-Jährige in einem Indizienprozess zu lebenslanger Haft verurteilt. Belastet wurde der Beschuldigte vor allem durch ein DNA-Gutachten, wonach auf der Innenseite des beigelegten Billetts sein genetischer Fingerabdruck gefunden wurde. Und auch von Zeugenaussagen der eigenen Söhne, dass ihr Vater sie gebeten habe, in ein Marmeladeglas zu spucken. Mit deren Speichel wollte er die DNA-Probe verfälschen.
Anwalt Blaschitz verweist auf zwei Gutachten, laut denen es technisch nicht möglich sei, die notwendige Menge Strychnin in einer Praline unterzubringen. Zu den Chancen für eine Wiederaufnahme zeigte er sich optimistisch. Er gestand aber ein, dass es eine „schwierige Sache“werden könnte, ein rechtskräftiges und vom Obersten Gerichtshof (OGH) bestätigtes Urteil auszuhebeln.
Der OGH hatte bei einer Berufungsverhandlung im Jahr 2009 die Strafe von ursprünglich 20 Jahren Haft auf lebenslang ausgedehnt.