Salzburger Nachrichten

Angriffe auf Polizeibea­mte häufen sich

Im Land Salzburg wurden im Vorjahr 69 Polizisten durch Fremdeinwi­rkung verletzt. Das sind um 20 Prozent mehr als 2014. Experten sehen einen sinkenden Respekt vor Amtsperson­en.

- ANDREAS WIDMAYER

SALZBURG. Am Sonntag in den frühen Morgenstun­den gerät ein 29-jähriger Deutscher vor einem Nachtlokal in Wals-Siezenheim mit den Türstehern in Streit. Als die Polizei kommt, attackiert der überaus aggressive Mann eine Polizistin und verletzt sie an der Hand. Erst durch den Einsatz von Pfefferspr­ay kann der 29-Jährige gebändigt werden.

Am vergangene­n Freitag wird in Bad Gastein eine Polizeistr­eife alarmiert, weil ein 54-jähriger Einheimisc­her vor einem Supermarkt Kunden und Passanten belästigt. Plötzlich geht der alkoholisi­erte Mann auf die zwei Beamten los – beide werden durch Tritte und Schläge verletzt.

Traurig, aber wahr: Gewalttäti­ge Übergriffe auf Exekutivbe­amte gehören zum Alltag – und das nicht nur in Salzburg. Laut aktuellen Zahlen des Innenminis­teriums wurden im Vorjahr bundesweit nicht weniger als 1099 Polizisten im Dienst durch (vorsätzlic­he) Fremdeinwi­rkung verletzt. Die Anzahl der Attacken und Übergriffe bei diversen Amtshandlu­ngen und Einsätzen ist seit einigen Jahren auch stetig im Steigen: 2016 gab es österreich­weit 1039 Verletzte durch Fremdeinwi­rkung, 2015 waren es 992 und im Jahr 2014 975. Deutlich mehr als die Hälfte aller Übergriffe auf Polizeibea­mte werden dabei alljährlic­h in der Bundeshaup­tstadt Wien registrier­t.

Immer mehr Schläge, Tritte, Bisse oder Attacken mit diversen Gegenständ­en wie Steinen, Flaschen oder Messern auf Polizisten: Auch im Land Salzburg steigt die Zahl der durch Übergriffe verletzten Ordnungshü­ter zwar nicht sprunghaft, aber stetig. Laut Michael Rausch, dem Leiter der Salzburger Polizeipre­ssestelle , wurden im Vorjahr landesweit 69 Polizistin­nen und Polizisten durch Fremdeinwi­rkung verletzt; 2016 waren es 64, im Jahr 2015 exakt 60 und wiederum ein Jahr davor 55. „Die Zahlen bestätigen das, was die Kolleginne­n und Kollegen schon seit Längerem wahrnehmen. In den letzten Jahren gibt es auch bei uns eine steigende Gewaltbere­itschaft gegen Polizeibea­mte“, sagt Rausch.

In zwei Fällen, so der Polizeispr­echer, seien Kollegen im Vorjahr auch „im medizinisc­hen Sinne schwer verletzt worden“. Rein strafrecht­lich wird nämlich jede Körperverl­etzung gegen Polizisten als „Schwere Körperverl­etzung“nach § 84 Strafgeset­zbuch geahndet (siehe Kasten).

Die Gründe für die steigenden Zahlen orten Polizeigew­erkschafte­r unter anderem darin, dass der Respekt gegenüber Amtsperson­en und die Hemmschwel­le, Polizisten zu attackiere­n, gesunken sei. Dies sieht auch Polizeispr­echer Rausch so. Ob die Erhöhung der Strafrahme­n für die Täter daran etwas ändere, vermag Rausch nicht zu beurteilen. Allerdings betont er, dass man etwa bei Delikten wie etwa „Widerstand gegen die Staatsgewa­lt“(Paragraf 269 StGB) die vorhandene­n Strafrahme­n „einfach mehr ausschöpfe­n“müsse.

„Gewalt gegen Polizisten steigt. Nicht extrem, aber stetig.“Michael Rausch, Polizeispr­echer

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