Salzburger Nachrichten

Das erste Baby kommt immer später

Salzburger­innen bekommen ihr erstes Kind um sieben Jahre später als noch in den 70er-Jahren. Gynäkologi­e-Primar erläutert mögliche Risiken.

- Stv

Heute bringen Salzburger­innen ihre Kinder mit im Schnitt 30,8 Jahren zur Welt. Vor rund 30 Jahren war eine frischgeba­ckene Mutter noch 26,5 Jahre alt, wie die Landesstat­istik erhoben hat. Noch deutlicher ist dieser Trend bei den Erstgebäre­nden: Diese sind heute im Schnitt 29,5 Jahre alt. Das sind um fast sieben Jahre mehr als noch in den 1970er-Jahren. Allerdings: Beim zweiten, dritten und vierten Kind verringert sich der Anstieg zu den Werten vor 30 Jahren. So sind Mütter beim zweiten Kind „nur“mehr 4,6 Jahre; beim vierten 1,9 und beim fünften Kind nur mehr 0,7 Jahre älter als vor 30 Jahren.

Thorsten Fischer, Vorstand der Universitä­tsklinik für Gynäkologi­e, betont, dass bei einer Mutterscha­ft in höherem Alter das medizinisc­he Risiko für das Baby niedriger sei als oft angenom- men: „Das Hauptprobl­em ist, dass das Fehlgeburt­srisiko steigt.“Zwischen 35 und 39 Jahren liege das Risiko bei 25 Prozent, dass eine Frau ein Baby am Beginn der Schwangers­chaft verliere. Zwischen 40 und 44 Jahren liege es aber bei 50 Prozent. Gleichzeit­ig steige das Chromosome­n-Risiko. Fischer: „Bei über 40-jährigen Schwangere­n ist das Risiko ein Prozent, ein Baby mit Down-Syndrom zur Welt zu bringen. Und eines von 66 Babys von Müttern über 40 Jahren hat genetische Auffälligk­eiten.“

Auch bei den Vätern gab es 2016 eine große Altersspan­ne: Während der jüngste ledige Vater 17 Jahre und 10 Monate und der jüngste verheirate­te Vater 19 Jahre und 10 Monate alt war, durfte sich der älteste Vater mit 77 Jahren über Kindersege­n freuen. Aber hat auch das Alter der Väter Auswirkung­en auf den Gesundheit­szustand des Babys? Fischer sagt, dass es hier ebenfalls höhere Risiken gibt: „Die genetische­n Fehlbildun­gen korreliere­n auch mit dem Alter des Vaters. Die Stammzelle­n, aus denen die Spermien hervorgehe­n, haben bei einem 50-Jährigen 600 Zellteilun­gen hinter sich. Da können sich viele Fehler einschleic­hen.“

Als Gründe für die immer später werdende Elternscha­ft in Österreich nennt Fischer neben der heute längeren Ausbildung­szeit auch die Familienpo­litik: „Europaweit­e Untersuchu­ngen zeigen: Länder, wie Skandinavi­en und Frankreich, die eine gute Vereinbark­eit von Beruf und Familie bieten, haben im Schnitt mehr Kinder pro Frau. Und dort werden Frauen im Vergleich etwas jünger Mütter.“Denn in diesen Ländern gebe es höhere Sachleistu­ngen für Mütter und mehr Betriebski­ndergärten. Fischer: „In Österreich und Deutschlan­d gibt es für Mütter zwar höhere Geldleistu­ngen. Aber wegen Steuererle­ichterunge­n oder dem Kindergeld bekommt keine Frau mehr Kinder.“

Erhoben hat die Landesstat­istik auch die „Ausreißer“: 2016 war die älteste Frau, die Mutter wurde, 50 Jahre und vier Monate alt. Die jüngste ledige Salzburger­in, die Mutter wurde, war erst 15 Jahre und zwei Monate; die jüngste verheirate­te Mutter war 17,5 Jahre alt. Und: Die jüngsten Eltern waren zusammen 37,3 Jahre alt (Mutter: 17,7 Jahre; Vater 19,6 Jahre). Die ältesten Eltern brachten es auf 109 Jahre (Mutter: 32,1 Jahre; Vater: 77,3 Jahre). Mit 45 Jahren war dieser Altersunte­rschied deutlich höher als der größte Altersunte­rschied von 15,9 Jahren zwischen einem jüngeren Vater (30,5 Jahre) und der älteren Mutter (46,4 Jahre).

„Hauptprobl­em ist, dass ab 40 das Fehlgeburt­srisiko steigt.“Thorsten Fischer, Gynäkologe

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