„Der Hermann hat noch nicht angerufen“
Trainervater Ferdinand Hirscher verfolgte den Triumph seines Sohnes in Annaberg – die Siegesfeier ging ohne ihn über die Bühne.
PYEONGCHANG. Der wichtigste Wegbegleiter von Marcel Hirscher war bei seinem bis dato größten Erfolg gar nicht dabei: Vater, Trainer, Mastermind und Entdecker Ferdinand Hirscher blieb zu Hause in Annaberg, weil er seit ewigen Zeiten Flugangst hat. Darum wollte man ihm den fast zwölfstündigen Flug nach Seoul nicht antun.
Ferdinand „Ferdl“Hirscher fieberte aber vor dem TV mit („In der Früh habe ich nichts hinuntergebracht“), dann ging der Alltag normal weiter. Am Vormittag war er schon wieder in seiner Skischule tätig, er hatte eine Kindergruppe zu betreuen – wenn die wüssten, dass sie von einem Skilehrer betreut wurden, der einen Olympiasieger und sechsfachen Weltcupgesamtsieger geformt hat …
Ferdl Hirscher fiel aber mehr als nur ein Stein vom Herzen. „Es ist unglaublich, was Marcel geleistet hat und welchem Druck er standgehalten hat“, meinte Hirscher senior, dem im Slalomteil selbst der Atem gestockt ist, als der Wind das Rennen gestört hat. „Was das bedeutet, weiß jeder, der einmal auf dem Gletscher Ski fahren war.“
Gefeiert wurde aber dann doch: „Abends werden wir wohl mit dem einen oder anderen Bier anstoßen.“Während der Vater daheimbleibt, machen sich Mutter Sylvia und Marcels Bruder Leon mit Freundin nun auf den Weg nach Pyeongchang, wo sie im Riesentorlauf und Slalom mitfiebern werden. Seit Beginn der Spiele an Hirschers Seite: seine Lebensgefährtin Laura Moisl. „Es ist ein Stück Heimat, wo sie ist. Darum haben wir aktuell halt hier ein Stück Heimat.“Er vergaß aber auch nicht, seiner Freundin zu danken. „Es ist nicht selbstverständlich, dass jemand drei Wochen an das andere Ende der Welt fährt, um dort seinen Partner zu unterstützen.“Ansonsten hatte Hirscher noch gar keine Zeit, die ganzen Glückwünsche zu ordnen. „Der Hermann hat noch nicht angerufen“, meinte er und hatte damit die Lacher auf seiner Seite.
Die Unterstützung bekam er auch von seinem Team um Trainer Mike Pircher, Manager Stefan Illek oder den Servicemännern Edi Unterberger und Thomas Graggaber. Die feierten ausgiebig im Österreich-Haus, ließen sich eine Extrapfanne Kaiserschmarrn schmecken. Auch ihnen war die Erleichterung anzumerken. Noch am Tag vor seinem Triumph schob man kurzfristig ein „Straftraining“(O-Ton Hirscher) ein, um den Trainingsrückstand im Speedbereich aufzuholen. Da trainierte Hirscher mit Hannes Reichelt und Aksel Lund Svindal Super G.