Salzburger Nachrichten

Aufsteiger China wünscht statt Kritik den Kotau

Autoritäre Staaten wie die Volksrepub­lik China und Russland versuchen zusehends, in die Informatio­nswelt demokratis­cher Länder einzudring­en und politische Prozesse zu beeinfluss­en.

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WASHINGTON, SALZBURG. Soeben hat Amerikas Nationaler Geheimdien­stdirektor Dan Coats davor gewarnt, dass Russland wohl auch die US-Kongresswa­hlen im November beeinfluss­en wolle. Propaganda und soziale Medien seien die Instrument­e solcher Einmischun­g, hieß es. Was Moskau auf eher plumpe Weise probiert, unternimmt Peking subtiler, aber kaum weniger effizient. Global agierende Medien und ein Netz von Konfuzius-Instituten dienen dazu, die internatio­nale Öffentlich­keit für Chinas Weltsicht zu gewinnen. Die Zentrale der Konfuzius-Institute steht unter der Aufsicht der chinesisch­en Regierung. Ihre Direktive: bei allen Aktivitäte­n darauf achten, dass kritische Themen – wie Tibet, Taiwan, Xinjiang – ausgeklamm­ert oder einseitig dargestell­t werden. US-Politikfor­scher sprechen von der „scharfen Macht“autoritäre­r Regime. Ihr Ziel sei es, das westliche Publikum „durch verzerrte Informatio­n zu manipulier­en“.

Chinas Regime hat für die Kommunikat­ion im eigenen Land ein striktes Kontrollsy­stem aufgebaut. Jetzt trachtet es danach, dass auch ausländisc­he Partner – etwa westliche Firmen, die auf Chinas großen Markt drängen – möglichst der offizielle­n Sprachrege­lung folgen.

Von Australien bis Griechenla­nd reicht Pekings Einflussna­hme. Kritik an der Lage der Menschenre­chte in China ist unerwünsch­t. Peking will vielmehr den Kotau. Seite 6

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