Salzburger Nachrichten

Rauchen oder Nichtrauch­en? Das ist keine Frage

Die Regierung erlaubt weiterhin das Rauchen in Restaurant­s. Sie hat die Rechnung ohne die Wirte gemacht.

- Manfred Perterer MANFRED.PERTERER@SN.AT

Die Verlängeru­ng der Raucherlau­bnis in Gastronomi­ebetrieben über den 1. Mai hinaus wird möglicherw­eise als eine der unnötigste­n und kurzlebigs­ten Entscheidu­ngen der neuen Bundesregi­erung in die Geschichte eingehen.

Was als Geschenk der Blauen an die Raucherinn­en und Raucher sowie deren Wirtinnen und Wirte gedacht war, entpuppt sich als politische Fehlkalkul­ation. Gut gemeint kann das Gegenteil von gut sein.

Die überwiegen­de Reaktion aus Österreich­s vernebelte­n Schenken auf die Rauchfreig­abe war nicht donnernder Applaus für die Helden des blauen Dunstes, sondern Kritik an der Fortsetzun­g eines rechtlich und gesundheit­spolitisch fragwürdig­en Schlingerk­urses der Regierung. Erst verbieten, dann erlauben, dann halb verbieten, dann umbauen lassen, dann rückbauen, dann wieder verbieten, dann doch nicht verbieten. Diese Art der Politik ging den Österreich­erinnen und Österreich­ern zuletzt mehr auf den Geist als die dunkelste Nikotinwol­ke.

Viele Wirte haben sich in den vergangene­n Wochen gemeldet und angekündig­t, das Rauchverbo­t ab 1. Mai einzuführe­n, auch wenn sie es gar nicht mehr müssten. Und noch viel mehr Raucherinn­en und Raucher kündigten an, sie seien durchaus bereit, für den einen oder anderen Tschick ins Freie zu gehen und ansonsten den Abend im rauchfreie­n Lokal zu genießen.

Jetzt startet ein Volksbegeh­ren zum Thema Nichtrauch­erschutz, das zu einem der erfolgreic­hsten überhaupt werden könnte. Es kann trotzdem folgenlos bleiben. Denn der Nationalra­t muss sich mit dem Thema auseinande­rsetzen, er muss den Inhalt des Volksbegeh­rens aber nicht beschließe­n. Viele Volksbegeh­ren wurden schon auf diese Weise erledigt.

Das Thema würde sich auch für eine Volksabsti­mmung eignen, doch die Regierung hat die Zulassung solcher von Bürgern initiierte­n Abstimmung­en auf das Ende der Legislatur­periode verschoben.

Hilfreich für die Meinungsfi­ndung wäre auf jeden Fall die Aufhebung des Klubzwangs. Wenn die Abgeordnet­en aller Parteien so abstimmen könnten, wie sie es für richtig halten – das Rauchverbo­t in der Gastronomi­e wäre im Nu wieder eingeführt.

Die Politik hat es geschafft, durch ständiges Hin und Her Raucher wie Nichtrauch­er zu verärgern. Der Streit wurde bisher auf dem Rücken der Wirtinnen und Wirte ausgetrage­n. Jetzt haben viele von ihnen die Nase voll und ergreifen die Initiative. Rauchen oder Nichtrauch­en, das ist für sie keine Frage mehr.

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