Das Denkmal, ein Polizeidepot
Die Republik gedenkt der Opfer der NS-Militärjustiz. Wenn sie das entsprechende Denkmal nicht gerade als Abstellfläche für Polizeigitter oder als Parkplatz missbraucht.
Es war ein langer und mühsamer Weg. Etliche Jahre hatte eine kleine Gruppe engagierter Bürger für die Rehabilitierung und Anerkennung jener Wehrmachtssoldaten gekämpft, die aus Hitlers Eroberungsarmee desertiert und für diesen Akt des Widerstands von der gnadenlosen NS-Justiz abgeurteilt worden waren.
Bis tief in die Zweite Republik hatten diese Deserteure mit dem Ruf zu kämpfen, „Feiglinge“und „Verräter“gewesen zu sein. Eine vollständige Rehabilitierung durch die österreichische Justiz erfolgte erst 2009. Dabei hatten diese Männer mitgeholfen, den Zweiten Weltkrieg und die in seinem Windschatten betriebene massenweise Ermordung der europäischen Juden zu verkürzen. Ihre offizielle Ehrung durch die Republik war eine Frage des Anstands.
Am 24. Oktober 2014 war es so weit. In prominenter Lage, gleich beim Kanzleramt und gegenüber der Präsidentschaftskanzlei, wurde das Denkmal für die Opfer der NSMilitärjustiz vom damaligen Bundespräsidenten Heinz Fischer in Anwesenheit vieler Regierungsmitglieder enthüllt. Eine schlichte, begehbare Betonskulptur in Form eines liegenden X, auf deren oberster Stufe die Inschrift „all alone“prangt. Der heute in seinen Neunzigern stehende Richard Wadani, einer der letzten noch lebenden Wehrmachtsdeserteure und federführend am Kampf für die Errichtung des Denkmals beteiligt, hatte sein Ziel erreicht.
Und muss dennoch ständig um die Würde des Denkmals ringen. Denn die Fläche rund um die Gedenkstätte wird immer wieder in profaner Weise zweckentfremdet, und zwar von den Behörden. Als Depot für die Polizei, als Kfz-Abstellplatz.
Erst dieser Tage wandte sich Wadani in seiner Eigenschaft als Ehrenobmann des Personenkomitees „Gerechtigkeit für die Opfer der NSMilitärjustiz“an den Wiener Polizeipräsidenten. „Leider muss ich immer wieder feststellen, dass die vertraglich gewidmete Denkmalfläche von der Wiener Sicherheitsbehörde als Abstellfläche für Sperrgitter und bei Staatsbesuchen als Parkplatz benützt wird“, schreibt Wadani, und weiter: „Der Umgang mit dem Denkmal durch staatliche Stellen macht mich sehr betroffen und ist für mich ein Hinweis dafür, dass die Rehabilitierung der Opfer der NS-Militärjustiz noch immer nicht wirklich vollzogen ist.“
Einen kleinen Erfolg erzielte Wadani bereits: Die Wiener Polizeidirektion gab Anweisung, „Tretgitter nach Möglichkeit nicht mehr im Bereich des Denkmals abzustellen“.