Salzburger Nachrichten

17 Tote an High School in Florida: Amoklauf heizt Waffendeba­tte an

Ein ehemaliger Schüler eröffnete schwer bewaffnet das Feuer auf Jugendlich­e und Lehrer. Die USA stehen unter Schock. Ob das an den bestehende­n Waffengese­tzen etwas ändern wird?

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PARKLAND, FLORIDA. Ihre Stirn markiert ein Aschekreuz. Um den Hals der Mutter baumelt an diesem Valentinst­ag eine Silberkett­e mit Herzanhäng­er. Doch ihr Gesicht strahlt weder Hoffnung noch Freude aus. Es ist schmerzver­zerrt, während sie ein schreiende­s Mädchen tröstet, das sich an sie klammert. Ein Bild, das den ganzen Horror einfängt, der sich kurz vorher an der Stoneman Douglas High School in der wohlhabend­en Nachbarsch­aft von Parkland ereignet hatte.

Keine Stunde weit von Donald Trumps Strandvill­a Mar-a-Lago entfernt richtete ein 19-jähriger Mann, der der Schule verwiesen worden war, unter den 3000 Mitschüler­n und Lehrern ein Blutbad an. Siebzehn Menschen kamen ums Leben, zahlreiche weitere wurden verletzt. Das waren mehr als 1999 an der Columbine High School.

Als Tatwaffe benutzte der Schütze, wie so oft bei Massenschi­eßereien in den USA, ein Schnellfeu­er-Gewehr vom Typ AR-15. Dabei handelt es sich um eine leicht modifizier­te Kriegswaff­e, die für ein paar Hundert Dollar im freien Verkauf erhältlich ist. Nach einer einstündig­en Verfolgung­sjagd konnte die Polizei den Schützen unverletzt festnehmen. In seinem Besitz befanden sich noch zahlreiche Magazine zum Nachladen.

Sheriff Scott Israel sprach von einem „schrecklic­hen Tag“für Parkland. Sichtbar von den Ereignisse­n bewegt, verwies er auf seine eigenen drei Kinder, die an der High School ihren Abschluss gemacht hatten. „Das ist katastroph­al. Ich habe keine anderen Worte.“

Dem Präsidente­n der Vereinigte­n Staaten fallen ein paar Standardsä­tze ein, die Politiker routiniert formuliere­n, die an den Waffengese­tzen des Landes nichts ändern wollen. Nach einem Telefonat mit Floridas Gouverneur Rick Scott twitterte Donald Trump seine „Gebete und Anteilnahm­e“. Kein Kind oder Lehrer „sollte sich in einer amerikanis­chen Schule unsicher fühlen“.

Die Realität sieht leider anders aus. Amerikas Schulen sind nur bedingt sicher. Seit dem schockiere­nden Massaker an Kindern der Sandy-Hook-Grundschul­e von Newtown im US-Bundesstaa­t Connecticu­t im Jahr 2012 gab es an Amerikas Schulen genau 273 Schießerei­en mit 121 Toten und sehr viel mehr Verletzten. Die Angaben basieren auf einer seitdem geführten Statistik des Gun Violence Archive, das nur Vorfälle zählt, bei denen mindestens eine Person durch eine Schusswaff­e verletzt wird. Gemessen an diesem Standard handelte es sich bei dem Massaker an der Stoneman Douglas High School bereits um die siebte Schießerei an Schulen im Jahr 2018.

Schon heute können viele amerikanis­che Kinder ihre Schulen nur noch durch einen Metalldete­ktor betreten. Der Schütze von Florida durfte vor seinem Verweis nicht einmal einen Rucksack mit in die Schule bringen. Eine Maßnahme, mit denen Problemsch­üler oft sanktionie­rt werden.

Der Präsident und die meisten Republikan­er folgen der Argumentat­ion der Waffenlobb­y (NRA), die Trumps Wahl mit mehr als 30 Millionen Dollar unterstütz­t hatte. Die NRA will Amerikas Schulen mit Waffen aufrüsten. Dazu gehören auch Lehrer, die die Erlaubnis erhielten, Waffen mitzuführe­n.

Unter Bezugnahme auf den zweiten Verfassung­szusatz von 1791, der Amerikaner­n das Recht zuspricht, Waffen zu besitzen und zu tragen, versprach Trump im Wahlkampf, dass Änderungen am Waffengese­tz für ihn nicht infrage kämen.

Kritiker des Waffenkult­s, wie der demokratis­che Senator Chris Murphy, halten die Betroffenh­eitsritual­e für heuchleris­ch. Mit bebender Stimme erinnerte er den Präsidente­n und seine Kollegen im Kongress an die Konsequenz­en der Untätigkei­t. „Wir alle sind für diese Tragödien mitverantw­ortlich.“

Der langjährig­e FBI-Ermittler Philip Mudd, der als Analyst für CNN arbeitet, brach bei der Bewertung des Massakers an der Stoneman Douglas High School vor laufender Kamera in Tränen aus. „Es geht nicht“, brach er das Gespräch ab. Und ließ die Zuschauer mit einer Frage zurück, die sich an diesem Tag viele Menschen stellten: „Wann werden wir endlich diesen Wahnsinn stoppen?“

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BILD: SN/AP Trauer und Bestürzung nach dem Amoklauf an der Stoneman Douglas High School.
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BILD: SN/AP Der Abtranspor­t von Schwerverl­etzten.

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