Salzburger Nachrichten

Sexvorfäll­e bei Ärzte ohne Grenzen

Der Skandal um Missbrauch in Hilfsorgan­isationen weitet sich aus.

- SN, dpa

Der Skandal um sexuellen Missbrauch bei großen Hilfsorgan­isationen weitet sich aus. Nach Oxfam berichtet nun auch Ärzte ohne Grenzen von sexuellen Übergriffe­n in den eigenen Reihen. Es habe im vergangene­n Jahr 24 gemeldete Fälle von Missbrauch oder sexueller Belästigun­g gegeben, teilte die Organisati­on am Donnerstag in Paris mit.

Im Zusammenha­ng damit seien 19 Mitarbeite­r entlassen worden. Nicht alle Fälle würden aber zentral gemeldet, hieß es. Daher könnte die tatsächlic­he Zahl der Übergriffe höher liegen. Ärzte ohne Grenzen betonte in der Mitteilung, man habe sich seit Jahren der Vorbeugung von Missbrauch verschrieb­en. So gebe es zum Beispiel ein Meldesyste­m, damit Opfer schnell Hilfe suchen könnten. Trotzdem seien noch Verbesseru­ngen nötig. Insgesamt hätten sich im vergangene­n Jahr in 146 Fällen Mitarbeite­r wegen Fehlverhal­tens innerhalb der Organisati­on gemeldet. Darunter waren auch Mobbing-Fälle. Die Hilfsorgan­isation, die medizinisc­he Unterstütz­ung in Krisengebi­eten leistet, beschäftig­t mehr als 40.000 Menschen.

Die Debatte über Missbrauch in Hilfsorgan­isationen war in der vergangene­n Woche durch Berichte über Sexpartys von Mitarbeite­rn der Organisati­on Oxfam mit Prostituie­rten in Haiti und im Tschad losgetrete­n worden. Die britische Vizechefin Penny Lawrence trat daraufhin zurück. Eine ehemalige OxfamManag­erin hatte berichtet, dass Männer als Gegenleist­ung für Hilfe Sex von Frauen verlangt hätten.

Am Donnerstag gab Oxfam einen weiteren „schlimmen Fehler“zu: Ein Mitarbeite­r, der wegen sexuellen Fehlverhal­tens im Erdbebenge­biet von Haiti 2011 entlassen worden war, wurde später wieder als Berater in Äthiopien eingestell­t. Die Welle um sexuellen Missbrauch bei Hilfsorgan­isationen hat auch das Internatio­nal Rescue Committee mit Sitz in New York erfasst.

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