Die Formation erspart Energie
Österreichs Waldrappe sollen Geheimnisse bei Zugvögeln enthüllen.
Waldrappe zählen zu den am meisten bedrohten Vogelarten der Erde. In Europa gibt es seit Langem Bemühungen, sie wieder anzusiedeln. Kernmethode ist die menschengeführte Migration mit den jungen Vögeln. Dazu werden Küken aus österreichischen Zoohaltungen auf menschliche Zieheltern geprägt und darauf trainiert hinter zwei Ultraleicht-Fluggräten nachzufliegen, die ihnen den Weg vom Brutgebiet nördlich der Alpen in das Wintergebiet in der südlichen Toskana zeigen. Jeder Vogel folgt nur ein Mal den Fluggeräten in den Süden. Fortan kennt er den Weg und kehrt als geschlechtsreifer Vogel in das Brutgebiet zurück.
Eine von einem internationalen Forscherteam im Magazin „Nature“veröffentliche Studie zeigt, dass sich Waldrappe, die in einer geordneten V-Formation fliegen, sehr präzise koordinieren. Sie verhalten sich dabei in einer Art und Weise, die mathematischen Modellen zufolge eine Energieersparnis bedingen. Grundprinzip ist, dass an der Außenseite eines Flügels beständig ein Aufwind erzeugt wird, den ein nachfolgender Vogel nutzen kann, um Auftrieb zu bekommen. Dazu muss er seitlich versetzt in einem bestimmten Abstand zum vorderen Vogel fliegen und zudem seinen Flügelschlag mit dem des voranfliegenden Artgenossen koordinieren. Genau dies tun die Waldrappe.
Eine Frage ist, welche Vögel voranfliegen und welche von der Formation profitieren. Die Vögel wechseln in Laufe des Flugs beständig ihre Positionen in der Formation, sodass im Mittel jedes Mitglied der Gruppe in ähnlichem Umfang profitiert. Jetzt wurde dem Waldrappteam vom Österreichischen Wissenschaftsfonds (FWF) ein weiteres, dreijähriges Forschungsprojekt zuerkannt. Damit soll das faszinierende Phänomen des Formationsflugs näher erforscht werden.