Salzburger Nachrichten

Ein Flugobjekt verändert die Perspektiv­e

Das Kunsthaus Nexus zeigt die spektakulä­re Installati­on „Touchdown“des Grazer Duos G.R.A.M.

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SAALFELDEN. Den Prager Fensterstu­rz kennt man. Der Wiener Aktionist Otto Mühl hatte im Jahr 1963 eine humanere Idee: Statt Menschen wird eine Kredenz aus dem vierten Stock geworfen – gefüllt mit Marmelade, Eiern, Mehl, Geschirr und Küchengerä­ten.

Ein halbes Jahrhunder­t hat es gedauert, bis Martin Behr und Günther Holler-Schuster – besser bekannt als G.R.A.M. – diesen theoretisc­hen Plan in die Tat umsetzten. „Wir haben zuvor die Straße sperren lassen. Sonst wäre es zu gefährlich gewesen“, erzählt Martin Behr. Die Kunstaktio­n stellt eine Weiterführ­ung der „Re-Enactments“dar, für die das renommiert­e Grazer Künstlerdu­o seit 20 Jahren bekannt ist. Das Nachstelle­n von ikonischen Bildern macht nun einer multimedia­len Installati­on Platz. Und die ist ganz auf das Kunsthaus Nexus in Saalfelden abgestimmt. „Als wir das erste Mal da waren und diese Brüstung auf der Galerie gesehen haben, war für uns klar. Das ist perfekt“, sagt Behr. Die beiden Künstler fügen 65 Teilstücke, die den Moment des Aufpralls des Küchenkast­ls zeigen, zum Puzzle zusammen. Das Gesamtobje­kt füllt die 120-Quadratmet­er-Bodenfläch­e der Kunsthalle vollends aus. Erstmals ist eine Ausstellun­g im Nexus nur von oben, also auf der Galerie, zu sehen. „In dieser Konsequenz gab es das noch nie“, sagt Kuratorin Petra Noll-Hammerstie­l. „Man kann die Halle selbst gar nicht betreten. Deshalb haben wir eine Mauer vor der Stiege gebaut.“

Die Soundwelte­n steuert der Grazer Komponist Josef Klammer bei. Zudem hängen die Künstler Teile des zerstörten Küchenkast­ls an die Wand, an denen Marmelade und Mehl kleben. „Malerei per Zufall“nennen die Künstler diese Werke, die durch die Erschütter­ung des Aufpralls entstanden sind. Ein aktionisti­sch rasant geschnitte­nes Video dokumentie­rt den Aufprall aus nicht weniger als 21 Kamerapers­pektiven, davon auch einige GoPros im Inneren der Kredenz.

Ausstellun­g: „Touchdown“, Kunsthaus Nexus, bis 31. März. Vernissage: Heute, Freitag, 20 Uhr.

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BILD: SN/HEINZ BAYER Günther HollerSchu­ster (l.) und Martin Behr auf der Galerie im Kunsthaus Nexus.
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