„Irgendwie ist es eine Mission Impossible“
Österreichs Skispringer haben im heutigen Teambewerb keine Chance – aber diesen negativen Trend wollen sie nutzen.
Norwegen, Deutschland, Polen mit dem Großschanzen-Triumphator Kamil Stoch – eigentlich sind die Podestplätze, abgesehen von der Reihenfolge, schon vor dem heutigen Teambewerb (13.30 Uhr) zum Abschluss der olympischen Skisprungbewerbe in Pyeongchang vergeben. Österreichs Equipe, die seit dem Weltcupauftakt in Wisła (Rang zwei Mitte November 2017) nie in die Top 3 „gesegelt“ist, braucht ein Wunder, um im Kampf um Edelmetall eine Rolle zu spielen. Wenn nicht, werden es aus Sicht der ÖSV-Adler die ersten medaillenlosen Winterspiele seit 2002.
„Wir laufen ja hier nicht einfach herum und spielen absichtlich Touristen. Wir werden noch einmal alles probieren“, verspricht Michael Hayböck, der in der Einzelkonkurrenz auf dem großen Bakken als Halbzeit-Zweiter eine Medaille aus der Hand gegeben hat. Nach einem „Ski-Schlag“(Berührung der Latten) – „wie er mir vielleicht bei jedem 40. Sprung passiert“– wurde der Oberösterreicher nur Sechster. Seinen positiven Zugang zur Materie lässt sich der 26-Jährige trotzdem nicht nehmen: „Vielleicht funktioniert die Kraft-Hayböck-Zange“, lächelt Michi gequält. Will heißen: Zimmerkollege Stefan Kraft lässt als Startspringer eine „Bombe“runter, in seinem Sog wachsen zwei schwächelnde Kollegen über sich hinaus, und Hayböck vollendet das Werk. So weit die Theorie unter dem Motto „Die Hoffnung stirbt zuletzt“, in der Realität laufen die Dinge aber anders.
„Ich weiß nicht, wie wir Deutschland und Norwegen schlagen sollen. Die können machen, was sie wollen – und fliegen immer weit“, sagte Stefan Kraft. „Irgendwie ist es fast eine Mission Impossible, wir brauchen ein Riesenwunder. Möglicherweise hilft die Wut im Bauch.“Zuversicht hört sich anders an. Trotzdem: „Aufgegeben wird nur ein Brief“, ergänzt der Dominator des Winters 2016/17. Der 24-jährige Salzburger beschwört nach seinem 18. Platz auf der Großschanze den „Wettergott“: „Ich hoffe auf ein Windspringen, damit das ganze Glück zurückkommt. Dann kann der Bewerb eine eigene Dimension nehmen. Vielleicht gelingt mir ein Zaubersprung.“
Gestern verzichteten Kraft und Hayböck, den seine Eltern Brigitte und Josef trösteten, auf das Training, sie suchten als Zuschauer bei anderen Olympiabewerben Abwechslung. „Ich hoffe nach wie vor auf einen genialen Wettkampf, die Basis stimmt bei mir wieder, darauf darf ich stolz sein“, betont der Wahlsalzburger. Der angezählte ÖSV-Cheftrainer Heinz Kuttin glaubt nach wie vor an seine Mannschaft: „Auf dem Papier springen wir mit Japan und Slowenien um die Ränge vier bis sechs. Aber wir können eine Überraschung liefern, dürfen den Kopf nicht in den Sand stecken.“Leichter gesagt als getan.
In Abwesenheit fast der gesamten Elite (nur zwei der Top 20 am Start) haben die Österreicher im Abschlusstraining für den Großschanzen-Teambewerb ihre Ausscheidung absolviert. Cheftrainer Kuttin legte sich danach auf das Quartett Kraft, Manuel Fettner, Gregor Schlierenzauer und Hayböck fest.