Das nervende Duell parallel zu Hirscher
„Steht wie auf Schienen, bombensicher, Linie passt, da unten ist die rote Linie, ja guat so, unglaublich, Jicha, ja und genauso, wie geht das, die letzten Meter, Goldmedaille, aber wie!“War das gerade Oliver Polzer oder Hans Knauß? Keine Ahnung. Marcel Hirschers Fahrt zu Gold im Riesenslalom begleitete ein sich überlagernder doppelter Redeschwall.
Das „Jicha“kam von Knauß, so viel identifizierten die Ohren. Bei der Übertragung eines alpinen Skirennens muss auf Teufel komm raus Hüttenatmosphäre erzeugt werden. Das hat sich der Hans eingeprägt. Jetzt ist er schon so lang Co-Kommentator und kennt noch immer nicht den Unterschied zwischen Begeisterung und Hysterie. Oliver auch nicht. Überlagert vom Geschrei der beiden schrieb Marcel Hirscher Sportgeschichte.
Vielleicht hatten beide den Ehrgeiz just in dem Augenblick am Wort zu sein, wenn der Superstar über die Ziellinie fährt. Wie das zu schaffen ist? Am besten gar keine Pausen machen.
Und Hirscher selbst? Er strahlt mittlerweile die coole Gelassenheit aus, die einen ganz Großen seiner Zunft auszeichnet. Ob er noch weitere Olympische Spiele mitmacht? „Nix ist fix.“
Hirscher ist, wie Alexis Pinturault es formulierte, eben „der Boss“. Henrik Kristoffersen giftet sich nicht mehr, wenn ihn der Salzburger biegt: „Marcel ist unschlagbar.“ Was kommt im Slalom noch auf Marcel Hirscher und uns zu? Werden sich die Stangen verneigen? Wird die Zeitnehmung ehrfürchtig bei der Bestmarke stoppen?
Hirschers Freund, Rallye-DakarSieger Matthias Walkner, brachte es via Facebook auf den Punkt, auf welchem Level der Mann aus Annaberg nun unterwegs ist: „Was soll man dazu noch sagen. Marcel Hirscher ... das sagt wohl alles.“
Szenenwechsel. Skispringen. Adlerhorst. Im Lager der Österreicher sind Jubel und Medaillen bisher so fern gewesen wie die Heimat vom Olympiaort. Den Teambewerb gibt es noch. Was erwartet Cheftrainer Heinz Kuttin? „Erhoffen, dass wir überraschen.“Der letzte Strohhalm ist umklammert.