Salzburger Nachrichten

Salzburgs ältester Olympiatei­lnehmer wird 95

- Joachim Glaser

Während bei den Damen Käthe Lettner schon 1936 bei Olympia startete, waren die ersten alpinen Salzburger Herren erst zwölf Jahre später an der Reihe: In der Mannschaft für St. Moritz 1948 standen Hans Hinterholz­er (ATSV Zell am See) und Hans Derkogner (SC Salzburg). Allein die Nominierun­g war eine Überraschu­ng, Chancen auf einen Einsatz wurden ihnen nicht eingeräumt. Umso erstaunter war der 24-jährige Hinterholz­er, als er für den Slalom aufgestell­t wurde. Freilich nur deshalb, weil Christian Pravda aus Kitzbühel beim Training von einem Zuschauer umgefahren wurde und ausfiel.

So also stand Hans Hinterholz­er am Slalomstar­t auf der Piste Corviglia-Piz Nair. Leider stürzte er im ersten, vom späteren FIS-Präsidente­n Marc Hodler ausgeflagg­ten Durchgang und schied aus. Auch die übrigen ÖSV-Läufer bekleckert­en sich nicht mit Ruhm, als Bester landete der Innsbrucke­r Egon Schöpf auf Platz sechs. Hinterholz­er war einer der besten Slalomläuf­er jener Zeit, u. a. war er 1947 Fünfter der Staatsmeis­terschaft und Salzburger Landesmeis­ter in der Kombinatio­n gewesen. Vor Olympia hatte er in Tschagguns und Seefeld Laufbestze­iten gefahren, war aber ohne Gesamtresu­ltat geblieben, in Sölden war er Sechster der Abfahrt. Bei den ÖSV-Meistersch­aften 1948 Ende Februar in Bad Gastein belegte Hinterholz­er im Riesentorl­auf den sieben- ten Rang unmittelba­r vor Derkogner. Dieser wurde dann zweifacher österreich­ischer akademisch­er Meister.

Hinterholz­er arbeitete auf dem elterliche­n Bauernhof in Thumersbac­h, wo die aus Going stammende Familie hingezogen war, und wurde dann Skilehrer in Saalbach-Hinterglem­m. Dort war er erster Trainer u.a. von Hans Enn und war zudem ein eifriger Erfinder, etwa auch von einer Sicherheit­sbindung – bei deren Vorstellun­g anlässlich der Gasteiner WM 1958 baute er einen kapitalen Sturz, die Bindung öffnete sich nicht.

Vor einigen Jahren übersiedel­te er nach Norwegen in die Nähe Oslos – dort feiert er am Donnerstag seinen 95. Geburtstag. Sohn Hans Hinterholz­er junior, selbst Skilehrer im Glemmtal, erzählt, dass der Vater immer noch Ski fährt. Der Junior war zwischen 1965 und 1967 mehrfacher ÖSV-Jugendund Schülermei­ster, drei Jahre im Kader, 1967/68 Weltcupläu­fer, 1973 Landesmeis­ter im Slalom, holte Spitzenplä­tze u. a. in Arosa, Cervinia und Morzine. Beinbrüche Nummer drei und vier in Megeve und Kitzbühel stoppten die Karriere. Den Skilehrerb­eruf übt er jetzt, mit 68 Jahren, in der Skischule des ehemaligen Rennläufer­s Niki Fürstauer nach wie vor aus.

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BILD: SN/ARCHIV Hans Hinterholz­er nahm 1948 an den Winterspie­len teil.

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