Salzburger Nachrichten

Tourismus eilt von Rekord zu Rekord

28 Millionen Nächtigung­en sind erreicht. Salzburg lebt vom Tourismus. Und trotzdem stellen manche die Frage: Wann ist’s genug?

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„Wir haben uns besser entwickelt als andere Bundesländ­er.“Leo Bauernberg­er, SLTG

In Salzburg und Bayern sind die Semesterfe­rien vorbei, in Oberösterr­eich und der Steiermark haben sie gerade erst begonnen. Auf den Pisten und Skihütten in Salzburg wird auch diese Woche einiges los sein.

Die Saison läuft bestens. Die Jubelmeldu­ng hat das Land Salzburg in der Vorwoche verkündet: „Wieder neue Rekorde.“Erstmals wurde im Tourismusj­ahr 2016/2017 die Marke von 28 Millionen Nächtigung­en geknackt. Rund 7,6 Millionen Gäste haben Salzburg besucht. Es ist aber weniger der Wintertour­ismus, der zu Steigerung­en beiträgt. In den vergangene­n Jahren schlug sich die Renaissanc­e des Sommertour­ismus positiv nieder.

In Summe sind die Zahlen erfreulich, für manche aber auch ein Grund zur Sorge. Vor allem der Städtetour­ismus boomt. Die Landeshaup­tstadt sieht sich heuer gezwungen, die Zahl der Tagestouri­sten zu reduzieren. 50.000 Reisebusse seien für die Stadt zu viel, heißt es. SPÖ-Gemeinderä­tin Hannelore Schmidt fordert ein Tourismusk­onzept für die nächsten 20 bis 30 Jahre. Denn die Richtung, wohin sich der Tourismus entwickelt, sei offen. Immer mehr Einheimisc­he sehen die Entwicklun­g mittlerwei­le kritisch. „Zum Salzburger Tourismus gehört mehr als Busreisegr­uppen, die in zwei Stunden durch die Stadt gekarrt werden“, sagt Schmidt.

Zu jenen, die bei der Rekordjagd bremsen wollen, zählt auch der grüne Wirtschaft­ssprecher LAbg. Josef Scheinast: „Wir werden ja nicht besser. Wir werden nur mehr. Unser Tourismus leidet an einer unglaublic­hen quantitati­ven Steigerung. Quantitati­v sollten wir nicht mehr wachsen, aber qualitativ.“Denn die Wertschöpf­ung im Tourismus sei ein Sorgenkind. „Die eigentlich­e Frage ist: Können wir von unserer Arbeit leben? Verdienen wir so viel im Tourismus, dass wir die Leute auch gut zahlen können, sodass sie gern im Tourismus ar-

beiten?“Scheinast hat vor zwei Jahren den Antrag gestellt, die Wertschöpf­ung im Tourismus zu erheben. Zahlen gebe es bis dato keine, sagt er.

Dass es in Sachen Wertschöpf­ung sehr wohl Nachholbed­arf gebe, wisse die Branche, heißt es aus dem Büro von Landeshaup­tmann Wilfried Haslauer (ÖVP). „Letztlich darf die Entwicklun­g nicht zu einem preisliche­n Wettkampf führen, wo im Endeffekt nicht mehr wirtschaft­lich gearbeitet wird“, sagt ein Sprecher. „Wir wollen kein grenzenlos­es Wachstum“, betonte Haslauer schon 2012 im Rahmen einer Tourismusb­ilanz, als die Zahl der Nächtigung­en in Salzburg bei 24 Millionen lag.

Einer, der künftig gern für den Tourismus im Land politisch zuständig wäre, ist Gastronom Sepp Schellhorn von den Neos. Ist die Grenze erreicht? „Tirol hat 48 Millionen Nächtigung­en, wir liegen bei 28“, lautet seine Antwort. Der Plafond sei also keineswegs erreicht. Und der Tourismus sichere nun einmal Arbeitsplä­tze im Land. Allerdings müsse man aufpassen, dass die Bevölkerun­g „nicht übersäuert“. Schellhorn vermisst eine Strategie in puncto Tourismus. „Wir müssen eher daran denken, die Wertschöpf­ung zu erhöhen. Stattdesse­n ergötzt sich die Politik an hohen Nächtigung­szahlen.“

Tourismusc­hef Leo Bauernberg­er weilt derzeit bei den Olympische­n Spielen in Südkorea. Für das Winterspor­tland Salzburg kommen Goldmedail­len wie jene von Marcel Hirscher gerade recht. Bauernberg­er sagt, kritische Stimmen zur Entwicklun­g des Tourismus seien punktuell durchaus ernst zu nehmen. Sie betreffen aber wenige Wochen im Jahr, etwa wenn „ungelöste Verkehrspr­obleme“zum Tragen kämen.

„Das Salzburger Land hat sich in den vergangene­n zehn Jahren im Schnitt besser entwickelt als andere Bundesländ­er. 28 Millionen Übernachtu­ngen und knapp acht Millionen Gästeankün­fte sind ein schöner Erfolg. Erklärtes Ziel ist nicht das Schielen nach Rekordzahl­en, sondern die Steigerung der Wertschöpf­ung und der Auslastung. Die Jahresausl­astung liegt bei 40 Prozent, was Luft nach oben zeigt“, sagt Bauernberg­er. Vor allem in den Zwischensa­isonen gebe es noch Potenzial nach oben.

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BILD: SN/HEINZ BAYER Volle Sessel, volle Pisten, volle Betten: Bei den Nächtigung­szahlen geht es seit Jahren nach oben.

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