Salzburger Nachrichten

250 Tote in nur drei Tagen

In der Schlacht um die Rebellenho­chburg Ost-Ghouta setzt die Armee des syrischen Herrschers Baschar al-Assad nun auch russische Flammenwer­fer ein. Ihre Wirkung ist verheerend.

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Sie haben sich im Tschetsche­nien-Krieg sowie in der Schlacht um Aleppo vor eineinhalb Jahren „bewährt“und werden nun auch im Kampf um die letzte Rebellenho­chburg bei Damaskus eingesetzt: Russische Flammenwer­fer vom Typ TOS-1A „Solntsepyo­k“, zu Deutsch: „Die Glut der Sonne“. Die regierungs­nahe Website „Masdar News“bestätigte am Mittwoch die „äußerst nützliche Verwendung“des Waffensyst­ems, das „24 Aerosolrak­eten in weniger als 15 Sekunden“abfeuern könne. Das Ergebnis ist ein riesiger Feuerball, der eine ungeheure Druckwelle auslöst. „Im Flammenber­eich“, heißt es in einer US-Studie, „werden alle Personen ausgelösch­t.“

In der Zone des Feuerballs entkomme man selbst in Bunkern, tiefen Gräbern und Tunnelsyst­emen nicht der zerstöreri­schen Wirkung der TOS, welche eine Fläche von 200 mal 400 Metern abdecke. Soldaten und Zivilisten im Zielgebiet würden durch die „Sonnenglut“sofort getötet. Mehr als 250 waren es allein in den vergangene­n drei Tagen, unter ihnen fast 100 Kinder. Dabei hat die Schlacht um Ost-Ghouta noch gar nicht richtig begonnen. Die „Tiger“Eliteeinhe­iten der Assad-Armee stehen in den Außenbezir­ken und schießen das 20 Kleinstädt­e und Dörfer umfassende Siedlungsg­ebiet lediglich sturmreif. Neben den „üblichen“Artillerie­waffen werden diesmal auch Flammenwer­fer eingesetzt, damit die Truppen später schneller vorankomme­n. Über Leichenber­ge.

Ärzte in Ost-Ghouta berichten, wie in Aleppo und der Rebellenre­gion Idlib würden auch bei Damaskus Spitäler und Schulen gezielt bombardier­t. Überlebens­wichtige Medikament­e fehlten. Wegen der seit Monaten anhaltende­n Blockade seien die Preise für Grundnahru­ngsmittel wie Fladenbrot und Reis um das Zwanzigfac­he gestiegen, berichten Aktivisten.

Leiden für die 400.000 Einwohner verursache­n auch die OstGhouta beherrsche­nden Dschihadis­ten, die sich seit Jahren gegenseiti­g bekämpfen und dabei auf Zivilisten nur selten Rücksicht nehmen. Nutznießer der Bruderkämp­fe war das Assad-Regime, dessen Sturz bis heute das Ziel der von Saudi-Arabien und den arabischen Golfstaate­n unterstütz­ten Rebellen ist. Von ihrer Basis in Ost-Ghouta hatten sie immer wieder versucht, ins Zentrum der syrischen Hauptstadt vorzurücke­n.

Syriens Regime will die letzte Rebellenho­chburg unbedingt zerstören. Ost-Ghouta gehört zum Operations­gebiet der russischen Luftwaffe, die die Rebellenre­gion seit dem Wochenende im Stundenrhy­thmus bombardier­t. Erst wenn die Aufständis­chen kapitulier­en, sollen die Angriffe aufhören.

Fast 100 Kinder sind unter den Todesopfer­n

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BILD: SN/AP Zivilisten werden oft verletzt.

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