Groß und mächtig: Südkoreas Jaebeols
„Groß und mächtig, schicksalsträchtig.“Die Textzeile singt Wolfgang Ambros im Kultstück „Watzmann“. Die Textzeile passt aber auch exakt auf die großen Konzerne der südkoreanischen Wirtschaft, die hier als „Jaebeols“bezeichnet werden – der Begriff für groß, mächtig und reich.
Nach dem Koreakrieg 1953 war Südkorea als eines der ärmsten Länder Asiens sogar auf Lebensmittelhilfe angewiesen. Dann begann ähnlich wie in Deutschland das große Wirtschaftswunder: Für die vermeintliche politische Stabilität sorgte fortan die Militärdiktatur (erstaunlich lang, nämlich bis 1987), für den Wirtschaftsaufschwung Familiendynastien, die in ihren Unternehmen alles vom Gemischtwarenhandel bis zur Schwerindustrie versammelt haben.
Samsung begann tatsächlich als Gemüsegroßhandel und hat heute 486.000 Beschäftigte weltweit und 230 Milliarden Umsatz. Wäre Samsung eine Volkswirtschaft, wäre es die 35-größte der Welt. Hyundai (hier ohne i als Hundaa ausgesprochen), bei uns mit Konzernschwester Kia nur als Autohersteller bekannt, ist stark im Bereich der Reedereien und Werften verankert. Es sind autokratisch geführte Konzerne, die in Südkorea ein eigenes Machtkartell bilden, gegen das man besser nicht auftritt und über das auch Regierungen stolpern. Ein besonders gutes Beispiel dafür ist Lotte. Das Unternehmen begann als Importeur von Kaugummi und ist heute ein Mischkonzern, der in einem Dutzend unterschiedlicher Bereiche von Tourismus über Supermärkte bis zur IT, chemischer Industrie, Bau, Maschinenbau, Konsumgüterindustrie oder Finanzdienstleistung tätig ist. Lotte beschäftigt 56.000 Mitarbeiter und soll auf einem Firmenvermögen von 50 Milliarden Euro sitzen. Weil der Firmengründer ein großer Fan von Goethes „Die Leiden des jungen Werthers“war, benannte er seine Firma nach Charlotte, kurz: Lotte. Der Firmengründer ist noch aktiv und hat erst 2016 im Alter von 93 Jahren seinen eigenen Sohn als Chef gefeuert. Seit Jahren kämpft das Unternehmen übrigens mit der Steuerbehörde.
Was das mit Olympia zu tun hat? Diese Unternehmen sind allesamt Partner der Winterspiele von Pyeongchang – Samsung, LG, Lotte, Hyundai, Kia, Posco (Stahl), Kepco (Energie). Etwas überspitzt formuliert könnte man sagen: Südkoreas Multimilliardäre gönnen sich halt Olympische Spiele im eigenen Wohnzimmer.