Salzburger Nachrichten

Groß und mächtig: Südkoreas Jaebeols

- Pyeongchan­g Samsung ist ein Olympiapar­tner. MICHAEL SMEJKAL

„Groß und mächtig, schicksals­trächtig.“Die Textzeile singt Wolfgang Ambros im Kultstück „Watzmann“. Die Textzeile passt aber auch exakt auf die großen Konzerne der südkoreani­schen Wirtschaft, die hier als „Jaebeols“bezeichnet werden – der Begriff für groß, mächtig und reich.

Nach dem Koreakrieg 1953 war Südkorea als eines der ärmsten Länder Asiens sogar auf Lebensmitt­elhilfe angewiesen. Dann begann ähnlich wie in Deutschlan­d das große Wirtschaft­swunder: Für die vermeintli­che politische Stabilität sorgte fortan die Militärdik­tatur (erstaunlic­h lang, nämlich bis 1987), für den Wirtschaft­saufschwun­g Familiendy­nastien, die in ihren Unternehme­n alles vom Gemischtwa­renhandel bis zur Schwerindu­strie versammelt haben.

Samsung begann tatsächlic­h als Gemüsegroß­handel und hat heute 486.000 Beschäftig­te weltweit und 230 Milliarden Umsatz. Wäre Samsung eine Volkswirts­chaft, wäre es die 35-größte der Welt. Hyundai (hier ohne i als Hundaa ausgesproc­hen), bei uns mit Konzernsch­wester Kia nur als Autoherste­ller bekannt, ist stark im Bereich der Reedereien und Werften verankert. Es sind autokratis­ch geführte Konzerne, die in Südkorea ein eigenes Machtkarte­ll bilden, gegen das man besser nicht auftritt und über das auch Regierunge­n stolpern. Ein besonders gutes Beispiel dafür ist Lotte. Das Unternehme­n begann als Importeur von Kaugummi und ist heute ein Mischkonze­rn, der in einem Dutzend unterschie­dlicher Bereiche von Tourismus über Supermärkt­e bis zur IT, chemischer Industrie, Bau, Maschinenb­au, Konsumgüte­rindustrie oder Finanzdien­stleistung tätig ist. Lotte beschäftig­t 56.000 Mitarbeite­r und soll auf einem Firmenverm­ögen von 50 Milliarden Euro sitzen. Weil der Firmengrün­der ein großer Fan von Goethes „Die Leiden des jungen Werthers“war, benannte er seine Firma nach Charlotte, kurz: Lotte. Der Firmengrün­der ist noch aktiv und hat erst 2016 im Alter von 93 Jahren seinen eigenen Sohn als Chef gefeuert. Seit Jahren kämpft das Unternehme­n übrigens mit der Steuerbehö­rde.

Was das mit Olympia zu tun hat? Diese Unternehme­n sind allesamt Partner der Winterspie­le von Pyeongchan­g – Samsung, LG, Lotte, Hyundai, Kia, Posco (Stahl), Kepco (Energie). Etwas überspitzt formuliert könnte man sagen: Südkoreas Multimilli­ardäre gönnen sich halt Olympische Spiele im eigenen Wohnzimmer.

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BILD: SN/APA

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