Winzer beten um Regen
In und um Kapstadt geht den Menschen das Wasser aus. Es reicht kaum zum Leben. Die Sorge um die Weinernte erscheint wie ein Luxusproblem. Doch von der Weinindustrie hängt viel ab.
Die Sonne über den Weinhängen Südafrikas treibt die Temperaturen erbarmungslos auf 40 Grad Celsius. Die Reservoirs zum Bewässern der Rebstöcke sind leer, Blätter und Trauben drohen noch vor der Weinlese zu verwelken. „Wir müssen jetzt anfangen, für Regen zu beten“, sagt Denise Stubbs vom Weingut Diemersfontein in der Provinz Westkap. Eine Dürre führt in der bei Urlaubern beliebten Weinregion rund um Kapstadt zu großen Ernteausfällen. Für Tausende ärmere Südafrikaner in der Region gehören Jobs bei der Weinlese zu den wichtigsten Einkommensquellen des Jahres. Doch wegen der Dürre beschäftigen die Weingüter immer weniger Arbeiter. Südafrika gehört mit jährlich rund 850 Millionen Litern zu den zehn größten Weinproduzenten weltweit, etwa die Hälfte wird exportiert. Doch dem Land droht laut dem Produzentenverband VinPro die schlechteste Ernte seit 2005. Die Trauben seien kleiner und ergäben weniger Wein. Es drohten im Vergleich zu 2017 Ernteausfälle von 20 bis 30 Prozent. Schuld ist eine seit etwa drei Jahren anhaltende Dürre. Nach Ansicht vieler Experten ist sie eine Folge des globalen Klimawandels. In der Metropole Kapstadt mit rund 4,5 Millionen Einwohnern sollen Bürger nur noch 50 Liter Wasser pro Tag verbrauchen – für Waschen, Putzen, Kochen, Trinken und eine schnelle Dusche. Für die WC-Spülung soll nur noch Brauchwasser genutzt werden. Die Wasserreservoirs in der Provinz Westkap, die Kapstadt mit Trinkwasser versorgen, sind nur noch ein Viertel voll, wobei die letzten zehn Prozent als nicht verwertbar gelten. Sollte sich die Lage nicht bessern, droht der Metropole die „Stunde null“, in der die Wasserversorgung eingestellt wird. Bürger müssten sich dann ihre tägliche Wasserration von 25 Litern an 200 von Polizei und Militär gesicherten Verteilorten abholen. Diese Apokalypse droht am 9. Juli.
Diemersfonteins Önologe François Roode sagte, das Weingut habe für seinen wichtigsten Wein langfristige Lieferverträge, die es einzuhalten gelte, und müsse bei anderen Produzenten Trauben zukaufen. Wegen der Dürre seien die Preise heuer um 40 Prozent höher. „Aber wir können von der Erhöhung nur zehn Prozent an Kunden weitergeben“, klagt Roode.
Aber auch international geht die Weinproduktion zurück. Die globale Produktionsmenge für 2017 schätzt die Internationale Organisation für Rebe und Wein (OIV) auf 247 Millionen Hektoliter – der niedrigste Wert seit Jahrzehnten.