Der sinnlose und gefährliche Krieg der Worte
Superman im Weißen Haus, laute Latino-Sozialisten und ein chinesischer Drache, der sich ins Fäustchen lacht – beruhigend ist das nicht.
Mag es seinem Staat auch hinten und vorn an Geld fehlen, um starke Worte ist Venezuelas Staatspräsident Nicolás Maduro nie verlegen. Als er diese Woche den offiziellen Startschuss zur Ausgabe des Petro gab, sagte er, man rufe damit eine Kryptowährung ins Leben, „die es mit Superman aufnehmen kann“. Da war er wieder, der Fehdehandschuh, den der Staatschef den verhassten USA nur allzu gern hinwirft.
Warum jemand dem Petro vertrauen sollte, auch wenn dieser mit den Ölreserven des Landes gedeckt ist, bleibt freilich ein Rätsel. Indirekt gilt das ja auch für Venezuelas offizielle Währung, den Bolívar fuerte. Denn das Vertrauen in eine Währung beruht einerseits auf politischer Stabilität, aber vor allem auf der Wirtschaftskraft eines Landes. Und die ist in Venezuela eben maßgeblich vom Erdöl und dessen Preis abhängig. Der Bolívar fuerte ist jedoch im Widerspruch zu seinem Namen keineswegs stark, sondern schwächelt gewaltig. Die Inflation könnte laut Internationalem Währungsfonds heuer 13.000 Prozent erreichen, Venezuelas Bevölkerung verarmt mit jedem Tag. Anders als beim Amtsantritt angekündigt, hat Maduro nicht den US-Dollar „pulverisiert“, sondern den Bolívar und die Zukunft seiner Landsleute.
Was martialische Rhetorik angeht, steht der Superman im Weißen Haus dem Latino-Sozialisten freilich um nichts nach – und da reden wir nicht von Donald Trumps jüngster Idee, Lehrer zu bewaffnen und diesen Söldnern im Schuldienst einen Bonus zu zahlen.
Der Geschäftsmann Trump sieht die USA auch in wirtschaftlichen Belangen auf einem Feldzug. In der Wahl der Mittel ist er nicht zimperlich, wie die jüngst verhängten Strafzölle auf einige Produkte zeigen. Dagegen kann man sich wehren, die EU arbeitet bereits an handelspolitischen Gegenschlägen. Dass es dabei am Ende für beide Seiten nichts zu gewinnen gibt, wissen alle Beteiligten, das ficht sie aber nicht an.
Manche sagen, es sei zu früh, von einem Handelskrieg zu sprechen, bisher gebe es nur einen Krieg der Worte. Aber diese rhetorischen Scharmützel sind die eigentliche Gefahr, sie vergiften das Gesprächsklima, das für den wirtschaftlichen Austausch unerlässlich ist. Und am anderen Ende des Globus freuen sich Maos Erben, dass die einst Verbündeten im Westen streiten, und überdecken, wie China hinter der Fassade des Lächelns beinhart seine Interessen durchsetzt.