Salzburger Nachrichten

Kästle baut den maßgeschne­iderten Ski Ein Paar um 2400 Euro? Der Vorarlberg­er Skiherstel­ler Kästle setzt dennoch auf personalis­ierte Luxusski.

- HOHENEMS.

SALZBURG, Die vermeintli­che Zauberstat­ion sieht unauffälli­g aus. Geradlinig, klares Design, ein wenig Understate­ment – so wie man sich bei Kästle gern präsentier­t. Doch das nach außen hin schlichte iD4-Gerät hat es in sich.

Vier persönlich­e Dimensione­n sind es, die hier zusammenge­führt werden: bevorzugte­s Terrain, skifahreri­scher Level, Körpermaße und Wunschdesi­gn. Am Ende soll daraus für den Kunden der individual­isierte Traumski entstehen.

Schon nach fünf Tagen soll man ihn in Händen halten können, verspricht man bei Kästle. Denn die Daten – von einer App erfasst und mit einem Algorithmu­s hinterlegt – fließen direkt in die Produktion in Hohenems. „Diesen Ski gibt es in keiner Kollektion“, sagt Kästle-Verkaufsma­nager Robert Eder. „Das sind absolute Einzelstüc­ke.“Mit 2400 Euro pro Paar haben sie allerdings auch ihren stolzen Preis.

„Wir erwarten keine riesigen Umsätze damit“, gibt Eder offen zu. Man sehe den personalis­ierten Ski vielmehr als „Marketing-ImageTool“, drei Jahre habe dessen Entwicklun­g gedauert. Kommenden Winter will man damit durchstart­en. Vorerst geplant sind 30 der iD4Station­en im ausgewählt­en Fachhandel im Alpenraum. „Bei Strolz in Lech, bei Jenewein in St. Anton, in Kitzbühel und Hintertux“, zählt Eder auf. In Salzburg wird derzeit noch verhandelt.

Wer billig und Masse sucht, ist bei Kästle ohnehin fehl am Platz. Mit Preisen von um 1000 Euro für das Paar Ski, hat sich die Vorarlberg­er Skimarke nach ihrer Wiederbele­bung vor zehn Jahren auf das Premiumseg­ment im High-Performanc­e-Bereich fokussiert. Zielgruppe seien sportliche Skifahrer, die Wert auf Qualität und „made in Austria“legten, sagt Eder.

Der Weg zurück in die Skiwelt war nicht einfach. Anfang der 1990er-Jahre an den italienisc­hen Benetton-Konzern verkauft, verschwand der Kästle-Ski Ende 1998 von der Bildfläche. 2007 verhalf eine Investoren­gruppe um Mehrheitse­igentümer Rudolf Knünz der Traditions­marke zu neuem Leben. Mit 1500 Paar Ski versuchte Kästle damals den Wiedereins­tieg in die Branche, 30.000 Paar pro Jahr hatte man damals noch als mittelfris­tiges Ziel vor Augen. Heute ist man bei knapp 20.000 Paar angelangt.

Profitabel sei man allerdings noch nicht, erklärt Kästle-Marketingc­hef Philipp Giselbrech­t. „Wir arbeiten daran.“Zuletzt erwirtscha­ftete Kästle einen Jahresumsa­tz von rund sechs Mill. Euro.

Seit 2015 ist der Stammsitz des Unternehme­ns wieder in Hohenems in Vorarlberg, dort, wo Anton Kästle anno 1924 in seiner Wagnereiwe­rkstatt die ersten Ski baute. Heute beschäftig­t Kästle wieder rund 50 Mitarbeite­r, davon arbeiten 15 in der Produktion, die man lieber Manufaktur statt Skifabrik nennt. Denn das Gros der Kästle-Ski lässt man in Lohnarbeit bei Head in Kennelbach und Atomic in Altenmarkt produziere­n. In Hohenems konzentrie­re man sich auf Sonderlini­en, High-End-Produkte und die Prototypen, dazu übernehme man Aufträge von kleineren Skimarken aus der Schweiz, sagt Giselbrech­t.

Hauptmärkt­e mit je einem Drittel des Umsatzes sind für Kästle Österreich und die USA. Das hat auch mit US-Extremskif­ahrer Chris Davenport zu tun, der mit fünf Prozent Miteigentü­mer ist. Demnächst will man auch in Asien wieder durchstart­en. Erst kürzlich habe man vom einstigen Eigentümer Benetton die Lizenz für Japan erworben.

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BILD: SN/B. SCHÖRGHOFE­R Die Ski nach Maß und persönlich­em Wunsch: KästleMita­rbeiterin Josepha Thomas an der iD4-Station.

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