Salzburger Nachrichten

Machen strenge Strafen die Gesellscha­ft besser?

- 5760 Saalfelden 5161 Elixhausen

Auch ich bin nicht begeistert von der Zeitumstel­lung. Besser wäre es, die Sommerzeit das ganze Jahr beizubehal­ten. Würde man dazu noch die Wochenarbe­itszeit von 40 auf 37 1/2 Stunden verkürzen, so könnte der reguläre Arbeitsbeg­inn in der Früh um eine halbe Stunde verschoben werden, ohne am Abend länger arbeiten zu müssen. Auch für die Schüler wäre Unterricht­sbeginn um 8.30 Uhr günstiger. Geschäfte öffnen bereits jetzt zumeist um 9 Uhr. Poldine Eder, Was wünsche ich mir als normale Bürgerin eines schönen und sicheren Landes und als Nichtjuris­tin von einer Gerichtsba­rkeit und einem Strafvollz­ug in meinem Staat?

Für mich sind eine unabhängig­e Justiz, die gerecht und mit Augenmaß urteilt, und ein maßvoller, humaner Strafvollz­ug, der vor allem nicht zu lang dauern soll, wichtig. Eine „law and order“-Politik mit so strengen Strafen und möglichst langem Wegsperren scheint Verlierer auf verschiede­nen Ebenen zu produziere­n. Einerseits kann der Strafgefan­gene nicht am regulärem Arbeitspro­zess teilnehmen, dafür entstehen Kosten für den Staat und damit für den Steuerzahl­er. Übervolle Gefängniss­e sind eines demokratis­chen Staates nicht würdig. Natürlich hat das Strafrecht seine Bedeutung und soll mit Bedacht evaluiert und reformiert werden. Der Gedanke des „Rachenehme­ns“am Straftäter ist ja wohl überholt. Bei Sexualund Gewaltdeli­kten sind oft nahe Angehörige die Täter, ein langes Einsperren macht aus diesen auch keine besseren Menschen und die Opfer nicht glückliche­r. Die abschrecke­nde Wirkung längerer Haftstrafe­n wird in Expertenkr­eisen diskutiert und auch bezweifelt. Besser wäre es, diese Personen am Arbeitsleb­en teilnehmen zu lassen, damit sie Entschädig­ung erwirtscha­ften können und eine anderwärti­ge Wiedergutm­achung außerhalb der Justizvoll­zugsanstal­t zu leisten imstande sind. Dem Opfer gebührt jedenfalls maximaler Schutz und Betreuung in finanziell­er und psychologi­scher Hinsicht. Natürlich kann alles, was mit Gewalt zu tun hat, in unserer Gesellscha­ft nicht toleriert werden, weder von Privatpers­onen, aber auch nicht von der Exekutive ausgehend. Man soll sich nicht vor einer Staatsgewa­lt, auch nicht in juridische­r Hinsicht, fürchten müssen. Dafür wünsche ich mir maximale Korruption­sbekämpfun­g, maximale Transparen­z, schnelle diesbezügl­iche Prozesse und keine politisch motivierte Verschleie­rungstakti­k. Mir wäre wichtig, auch diese Täter gerecht zu bestrafen, aber bitte möglichst nicht einsperren, das ergibt ja keinen Sinn. Die Meinungsfr­eiheit, von der ich jetzt Gebrauch mache, ist ein hohes Gut in einer demokratis­chen Gesellscha­ft, auch wenn diese meine Meinung eine persönlich­e und subjektive ist. Dr. Marion Kirchlechn­er-Floretta

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