Machen strenge Strafen die Gesellschaft besser?
Auch ich bin nicht begeistert von der Zeitumstellung. Besser wäre es, die Sommerzeit das ganze Jahr beizubehalten. Würde man dazu noch die Wochenarbeitszeit von 40 auf 37 1/2 Stunden verkürzen, so könnte der reguläre Arbeitsbeginn in der Früh um eine halbe Stunde verschoben werden, ohne am Abend länger arbeiten zu müssen. Auch für die Schüler wäre Unterrichtsbeginn um 8.30 Uhr günstiger. Geschäfte öffnen bereits jetzt zumeist um 9 Uhr. Poldine Eder, Was wünsche ich mir als normale Bürgerin eines schönen und sicheren Landes und als Nichtjuristin von einer Gerichtsbarkeit und einem Strafvollzug in meinem Staat?
Für mich sind eine unabhängige Justiz, die gerecht und mit Augenmaß urteilt, und ein maßvoller, humaner Strafvollzug, der vor allem nicht zu lang dauern soll, wichtig. Eine „law and order“-Politik mit so strengen Strafen und möglichst langem Wegsperren scheint Verlierer auf verschiedenen Ebenen zu produzieren. Einerseits kann der Strafgefangene nicht am regulärem Arbeitsprozess teilnehmen, dafür entstehen Kosten für den Staat und damit für den Steuerzahler. Übervolle Gefängnisse sind eines demokratischen Staates nicht würdig. Natürlich hat das Strafrecht seine Bedeutung und soll mit Bedacht evaluiert und reformiert werden. Der Gedanke des „Rachenehmens“am Straftäter ist ja wohl überholt. Bei Sexualund Gewaltdelikten sind oft nahe Angehörige die Täter, ein langes Einsperren macht aus diesen auch keine besseren Menschen und die Opfer nicht glücklicher. Die abschreckende Wirkung längerer Haftstrafen wird in Expertenkreisen diskutiert und auch bezweifelt. Besser wäre es, diese Personen am Arbeitsleben teilnehmen zu lassen, damit sie Entschädigung erwirtschaften können und eine anderwärtige Wiedergutmachung außerhalb der Justizvollzugsanstalt zu leisten imstande sind. Dem Opfer gebührt jedenfalls maximaler Schutz und Betreuung in finanzieller und psychologischer Hinsicht. Natürlich kann alles, was mit Gewalt zu tun hat, in unserer Gesellschaft nicht toleriert werden, weder von Privatpersonen, aber auch nicht von der Exekutive ausgehend. Man soll sich nicht vor einer Staatsgewalt, auch nicht in juridischer Hinsicht, fürchten müssen. Dafür wünsche ich mir maximale Korruptionsbekämpfung, maximale Transparenz, schnelle diesbezügliche Prozesse und keine politisch motivierte Verschleierungstaktik. Mir wäre wichtig, auch diese Täter gerecht zu bestrafen, aber bitte möglichst nicht einsperren, das ergibt ja keinen Sinn. Die Meinungsfreiheit, von der ich jetzt Gebrauch mache, ist ein hohes Gut in einer demokratischen Gesellschaft, auch wenn diese meine Meinung eine persönliche und subjektive ist. Dr. Marion Kirchlechner-Floretta