Olympische Eltern teilen Freud und Leid
Ob Anna Gasser, Manuel Fettner oder Michael Hayböck: Die Familie hat in der olympischen Bewegung eine große Rolle eingenommen.
„120 Euro für die Qualifikation, da spielen wir nicht mit“, sagte Josef Hayböck, Vater von Michael. Er erfreute sich der Gastfreundschaft des Österreich-Hauses, während Michael mit Rang fünf die Qualifikation für den Großschanzenwettbewerb der Skispringer als deutlich bester Österreicher hinter sich brachte. „Ich weiß, die treiben sich bei Olympia um, wo immer es geht“, nimmt es der Sohn an der Schanze gelassen. Die Familie trifft sich ja abseits der Bewerbe gelegentlich und natürlich verstärkten Brigitte und Josef Hayböck dann am samstäglichen Wettkampftag die österreichische Fandelegation.
Das Privileg des Schreibers dieser Zeilen (Fred Fettner ist Vater von Skispringer Manuel, Anm.), als akkreditierter Journalist alle Veranstaltungen besuchen zu können, geht ohnehin mit einem Nachteil einher: Begeisterung und Jubel müssen berufsbedingt innerlich ausgetragen werden.
Die Hayböck-Eltern nutzten ihre Sabbaticals als Sportprofessoren am Aloisianum in Linz zu einer Weltreise – inklusive Olympischer Spiele. Die ökonomisch bedingte Entscheidung am Qualifikationstag war angesichts der horrenden Eintrittspreise verständlich. Während bei Weltcupveranstaltungen für Familienmitglieder und die eingeschworensten Fans eine Handvoll „FIS-Family-Karten“reserviert sind, ist das bei Olympia nicht der Fall. Das reduziert die Stimmung, selbst wenn etwa beim Damen-Super-G eine nicht enden wollende Zuseherkarawane in den Zielbereich pilgerte. Dort war auf der Tribüne auch Andrew Mielzynski als Teil einer starken Kanada-Abordnung dabei. Er ist als seelischer Beistand, ehemaliger Trainer und Ma- nager seiner Tochter bei Olympia. Andrew wohnt direkt im Kinderzimmer nebenan. Denn wir beide sind zahlende Gäste der Familie Jing. Wer als Elternteil so halbwegs kostengünstig bei Olympia über die Runden kommen will, dem bleibt Homestay als Alternative. Homestay, das ist nicht Airbnb. Als offizieller Olympiapartner wurden über die Plattform Bleiben um 400 Euro aufwärts vermittelt. Andrew und ich kamen bei Familie Jing um jeweils 50 Euro die Nacht unter.
Während man im Fernsehen höchstens zu Tränen gerührte Eltern von Goldmedaillengewinnerinnen wie Anna Gasser sieht, schaut die Realität anders aus. Denn oberflächlich betrachtet ist Olympia eine gemeine Angelegenheit: Es gibt immer viel mehr Verlierer als Gewinner. Das ist unter den begleitenden Eltern nicht anders. Nur, dass Sportler gelernt haben, Niederlagen rasch wegzustecken. Eltern tun sich schwerer. Bis man wieder spürt: He, ein Mal im Leben bin ich bei Olympia! Dabei sein ist alles. Und man schaut sich eine der Disziplinen an, in die man persönlich gänzlich unbelastet eintauchen kann: Curling vielleicht.