Salzburger Nachrichten

Volunteers – das Herz aller Olympische­n Spiele

- Pyeongchan­g Herzliche Helfer in Pyeongchan­g. MICHAEL SMEJKAL

Sie sind definitiv nicht zu übersehen: Die in Rot-Grau gekleidete­n freiwillig­en Helfer, die sogenannte­n Volunteers, die mit Rat und Tat oder einfach nur mit einem Lächeln zur richtigen Zeit den 11.600 akkreditie­rten TVMitarbei­tern aus 78 TV-Stationen weltweit und den 2890 schreibend­en Reportern ebenso zur Seite stehen wie Zuschauern, Funktionär­en oder Sportlern. Insgesamt sind es 14.545 Volunteers, die aus 60 Ländern kommen – denn das ist mittlerwei­le ein begehrter Job. Das liegt nicht daran, dass der gut bezahlt ist, ganz im Gegenteil: Für eine Einkleidun­g und freie Kost kommen viele angereist, nehmen sich Urlaub und leben hier in oftmals bescheiden­en Wohncontai­nern. Wie etwa Hyein Choi: Die nette Dame trafen wir beim Herren-Riesentorl­auf, wo sie mit dem großen Sticker „Deutsch“am Anorak Dolmetschd­ienste angeboten hat. Das wollten wir natürlich testen – und waren fast sprachlos, als sie mit „Servas“geantwor- tet hat. Wie sich herausgest­ellt hat, studiert Frau Choi in Wien Architektu­r. Eine noch interessan­tere Erfahrung machte der PresseAtta­ché des deutschen Teams, Ralph Eder. Die dem deutschen Team zugewiesen­e Helferin war im echten Leben Atomwissen­schafterin – vielleicht ein Mitgrund, warum das deutsche Team leistungsm­äßig explodiert ist. Viele der Helfer sprechen aber gar kein Englisch oder kein Deutsch und machen das mit unermüdlic­hem Lächeln wett. Das hilft einem zwar nicht, wenn man auf der Suche nach dem richtigen Bus von Yongpyong nach Pyeongchan­g ist, aber das ist egal, am Ende steigt man frohen Mutes auch in den falschen Bus und lässt alles über sich ergehen – im Wissen, dass am Ziel fünf andere Helfer stehen, die sich freuen, dass hier einer aus dem Bus steigt.

Unsere ganz speziellen Heldinnen waren aber zwei junge Damen (im Bild) am Wegrand zum Abfahrtszi­el in Jeongseon. Dorthin kam man entweder mit dem Sessellift oder einem 25-minütigen Fußmarsch – aus Gesundheit­sgründen entschiede­n wir uns für Letzteres. Genau bei Halbzeit des Wegs standen die zwei und feuerten die Wanderer euphorisch an, gleich habe man es geschafft. Beim Rückweg sechs Stunden später waren sie trotz minus 20 Grad immer noch da, waren immer noch euphorisch und wiesen den Weg, was überflüssi­g war, weil es links und rechts riesige Netze gab. Nein, nicht der wichtigste Job bei Olympia. Aber ein sympathisc­her.

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BILD: SN/MSM

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