Salzburger Nachrichten

Nur Blech in der Windlotter­ie

Die Biathlon-Staffel der Herren beendete Österreich­s Mannschaft auf dem vierten Platz. Nur Überraschu­ngssieger Schweden überzeugte vor den Augen des Königs am Schießstan­d.

- FLORIAN MADL

Geknickt tauchte Julian Eberhard in der Pressezone auf, um über sein Staffelren­nen (4 x 7,5 km) zu bilanziere­n. „Ich muss die Verantwort­ung übernehmen“, meinte der Salzburger, nachdem er zuvor am Schießstan­d wohl auch wegen des böigen Winds mehrmals nachladen und in die Strafrunde musste.

Seine Laufstärke hielt Österreich (+2:52,5 Minuten, 2 Strafrunde­n/11 Nachlader) dennoch auf Platz vier, das sollte auch Dominik Landerting­er mit solider Leistung nicht ändern können. Zwar riskierte der 29-Jährige im abschließe­nden Schießen noch einmal alles, zumal sein deutsches Gegenüber Simon Schempp in die Strafrunde musste, aber es sollte sich nicht mehr ausgehen. „Wir gewinnen als Team, wir verlieren als Team. Für Platz vier brauchen wir uns nicht zu schämen“, meinte der Hochfilzen­er. Und Eberhards Landsmann Simon Eder unterstric­h das: „Kein Vorwurf an Julian, so etwas passiert.“Keine Rede davon, dass man erstmals nach Olympia 2010 (Silber) und 2014 (Bronze) leer ausging.

Es war ein verrücktes Rennen, das erstmals in der BiathlonGe­schichte und zudem vor den Augen ihres Königs Carl Gustaf die Schweden (7 Nachlader) für sich entscheide­n sollten: klar vor Norwegen (+55,5 Sek., 1 Strafrunde/12 Nachlader), klar vor Deutschlan­d (+2:07,1 Min., 3/10), das ebenfalls am Schießstan­d seine liebe Not hatte. Das galt für andere Nationen umso mehr, auch Frankreich mit Superstar Martin Fourcade (5. Platz/+3:26,6 Min., 3/12) litt unter den widrigen Windbeding­ungen. Ob das Rennen an der Grenze der Regularitä­t war, wollte Julian Eberhard nicht beurteilen. Dominik Landerting­er sprach sich jedenfalls klar dagegen aus: „Wenn wir bei solchen Verhältnis­sen absagen, dann haben wir höchstens zehn Rennen im Jahr. Wir sind ein OutdoorSpo­rt, das gilt es zu akzeptiere­n.“

Die Bilanz für Österreich fiel gemischt aus, die zweite Medaille hing vor den Augen der Schützling­e von Reinhard Gösweiner. Und doch blieb es bei der Bronzemeda­ille von Landerting­er, der bereits mit einem Auge Richtung Olympische Winterspie­le in Peking (2022) schielte: „Da möchte ich dabei sein.“

So weit wollte Simon Eder am Tag seines 35. Geburtstag­s nicht vorausblic­ken, zwei Jahre hängt der Salzburger zumindest an. Und noch stehen ja drei Weltcupsta­tionen aus, bei denen nicht zuletzt Julian Eberhard wieder seine Stärke demonstrie­ren will: „Mit zwei vierten Plätzen und einem sechsten kann man nicht unzufriede­n sein.“Da loderte schon wieder das Wettkampff­euer in seinen Augen.

Der vierte Platz des heimischen Biathlon-Quartetts war bereits das siebte ÖOC-„Blech“im Rahmen der Olympische­n Winterspie­le von Pyeongchan­g. Damit ist Österreich zumindest in dieser Wertung weiter auf Podest-Kurs. An der Spitze stehen zwei Tage vor Schluss Norwegen und die USA mit elf vierten Plätzen, die rot-weiß-rote Delegation liegt derzeit gleichauf mit Deutschlan­d auf Rang drei.

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BILD: SN/APA/EPA/ANTONIO BAT Der Salzburger Julian Eberhard avancierte im Teambewerb zum Pechvogel.
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