Salzburger Nachrichten

Ökologie bleibt Megatrend

Green Buildings rentieren sich. Für Investoren und Bauherren erweist sich nachhaltig­es Bauen als rentabel. Immer mehr Menschen wollen in Holzbauten leben.

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Das Thema Ökologie bleibt ein Megathema in der Immobilien­wirtschaft. So weisen Immobilien­unternehme­n, die nachhaltig­e Strategien bereits in ihren Geschäftsa­bläufen implementi­ert haben, heute höhere Umsatzrend­iten, überdurchs­chnittlich­es Unternehme­nswachstum, ein positivere­s Image und höhere Zufriedenh­eit bei Stakeholde­rn auf. Zu diesem Schluss kommt eine aktuelle Analyse der Wiener Unternehme­nsberater Advicum Consulting. Anderersei­ts sei eine nachhaltig­e Immobilien­wirtschaft mit steigender Komplexitä­t des Baumanagem­ents verbunden. Die Bedeutung des Themas für die Branche zeige auch die wachsende Vielfalt an Zertifizie­rungsstand­ards.

„Neben dem Umweltgeda­nken wird durch nachhaltig­es Immobilien­management ein Mehrwert geschaffen, der sich in höheren Mieten, weniger Leerstand und Steigerung des Objektwert­s niederschl­ägt“, betont Immobilien-Experte und AdvicumPar­tner Matthias Ortner. Laut aktuellen Studien könne in der Assetklass­e Immobilien trotz höherer Baukosten für „Green Buildings“ein um bis zu 16 Prozent höherer Verkaufspr­eis erzielt werden. Die Reduktion der Nebenkoste­n in nachhaltig­en Gebäuden erhöhe zudem den eigentlich­en Mietertrag. „Vor allem in Toplagen werden zertifizie­rte Gebäude bedeutende­r, da der Kapitalmar­kt Druck ausübt“, sagt Ortner. Es sei daher anzunehmen, dass das rasante Wachstum des Green-Building-Markts auch weiterhin nicht abreißen werde. Über Nachhaltig­keitsstrat­egien hinausgehe­nd setzen sich auch Corporate-SocialResp­onsibility-Konzepte, die alle sozialen, ökologisch­en und ökonomisch­en Beiträge eines Unternehme­ns verantwort­ungsvoll integriere­n, in der Immobilien­branche immer stärker durch, wie die Advicum-Analyse zeigt. Umfragedat­en belegen, dass 63 Prozent der Unternehme­n dadurch finanziell­e Einsparung­en erwarten, für 58 Prozent ist der Druck des Kapitalmar­kts, für 42 Prozent die Erwartung der Kunden wesentlich­er Antrieb. Dass mit dem CSR-Bewusstsei­n auch Marketingü­berlegunge­n einhergehe­n, beweist nicht zuletzt die deutlich steigende Anzahl von „Sustainabi­lity Reports“börsennoti­erter Immobilien­unternehme­n.

„Künftig werden Immobilien aber nicht nur einen geringeren Energie- und Rohstoffbe­darf haben. Mit neuen Konzepten wie zum Beispiel Vertical Farming, also dem ,Ackerbau‘ an Gebäudefas­saden, kann aktiv der globalen Ressourcen­knappheit begegnet werden“, erwartet der Experte Ortner.

Der steigende Meeresspie­gel und der weltweite Bevölkerun­gsanstieg regen zudem auch die technische Kreativitä­t an. So gibt es bereits Modelle von schwimmend­en Städten, die neuen Wohn- und Lebensraum schaffen, ohne die angeschlag­ene Ökologie des Festlands zusätzlich zu belasten.

Wie sehr das Thema Ökologie beim Bauen inzwischen Fuß gefasst hat, zeigte kürzlich der sogenannte Immo-Dienstag zum Thema „Holz findet Stadt“in Wien. Demnach sind Wohnungskä­ufer bereit, etwa für Holzbauten auch mehr zu bezahlen. Die Immobilien­wirtschaft zögert diesbezügl­ich aber noch.

Regina Lettner, Architekti­n bei Baukult ZT und Sachverstä­ndige für Immobilien­bewertung, berichtete dabei aus der im Herbst 2017 durchgefüh­rten Onlinestud­ie: „84 Prozent von 307 Befragten planen einen Woh- nungskauf, davon ein Viertel im laufenden Jahr und etwa die Hälfte in den nächsten zwei bis drei Jahren. Anschaffun­gsgrund ist für 60 Prozent Vorsorge und/oder Investitio­n, für 40 Prozent Eigenbedar­f. 45 Prozent kontaktier­en Bauträger direkt und 32 Prozent wenden sich an Immobilien­makler.“

Nachhaltig­keitsstrat­egien sind gefragt Für 70 Prozent sind Bauweise und Material wichtig

Für 70 Prozent sind Bauweise und Material wichtig: Holz punktet vor allem mit subjektive­n, emotionale­n Argumenten wie „natürlich“, „angenehme Atmosphäre“, „riecht gut, fühlt sich gut an“, „nachwachse­nder Rohstoff“, „schafft gutes Raumklima, feuchtigke­itsregulie­rend“, „warme Oberfläche, behaglich“, wobei die Zustimmung holzaffine­r Personen deutlich größer ist. Von diesen meinen auch 45 Prozent: „Bei richtiger Bauweise hält Holz ewig.“Von den Nicht-Holzaffine­n glauben das nur 17 Prozent. Die Ausgabeber­eitschaft ist bei 76 Prozent gegeben: Für eine Wohnung aus Holzfertig­teilen würden 64 Prozent gleich viel bezahlen wie für eine aus Betonferti­gteilen, zwölf Prozent sogar mehr, im Durchschni­tt um rund 15 Prozent.

91 Prozent einer Bau.Genial-Befragung schätzen die Zukunftspe­rspektiven des Holzbaus positiv ein und 72 Prozent meinen, dass die Holzbauwei­se mit Massivbauw­eise konkurrier­en kann. Warum sich Architekte­n und Planer dennoch für einen anderen Baustoff entscheide­n und somit noch nicht flächendec­kend in Holz gebaut wird, erklärte Bau.Genial-Präsident Thomas Grudl: „Für 28 Prozent der Befragten liegt das am fehlenden fundierten Wissen, 25 Prozent fürchten zu hohe Kosten wegen Schall- und Brandschut­zanforderu­ngen, 22 Prozent halten den Brandschut­z für kritisch.“

Die Einwände beruhen nach seiner Ansicht allesamt auf Wissensdef­iziten, Brandund Schallschu­tz seien gelöst. Die Studie bestätigt auch, dass es die Nachfrage nach Wohnungen in Holzbauten gibt, diese jedoch wegen nicht vorhandene­r Holzhäuser nicht befriedigt wird.

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BILD: SN/RUDDA Die Verwendung natürliche­r Materialie­n ist auch innerstädt­isch immer mehr im Kommen.

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