Salzburger Nachrichten

Worst-Case-Szenario des Landes. Heimplatz nur noch ab Pflegestuf­e 4?

- Christian Stöckl, Finanzrefe­rent

SALZBURG. Seit 1. Jänner ist der Pflegeregr­ess abgeschaff­t. Das heißt, wer im Seniorenhe­im wohnt, muss zwar Pension und Pflegegeld beisteuern. Die öffentlich­e Hand – also Land und Gemeinden – können aber nicht mehr auf Vermögen wie das Konto, Sparbuch oder die Immobilien zugreifen.

Das führt dazu, dass die Kosten enorm steigen. Denn die Einnahmen durch den Zugriff auf das Vermögen entfallen jetzt. Dem Land liegt ein Worst-Case-Szenario vor. Bis 2021 würde die Abschaffun­g des Regresses Land und Gemeinden 362 Millionen Euro kosten. Der Einnahmene­ntfall beträgt heuer 24 Millionen Euro, 2021 werden es 40 Millionen Euro sein. Bei den Ausgaben rechnet das Land 50 bis 60 Millionen Euro mehr pro Jahr. Das sind fiktive Zahlen, denn notfalls müssen neue Pflegeheim­e mit rund 200 Betten gebaut werden, weil der Druck steigt. „Natürlich kann man sagen, wir bauen nicht. Aber diesen Druck werden wir politisch nicht aushalten. Wenn die Warteliste­n für einen Heimplatz so lang sind“, sagt Finanzrefe­rent Christian Stöckl (ÖVP). Nun gibt es Überlegung­en, die Pflegestuf­e für einen Heimplatz von drei auf vier zu erhöhen. 360 Millionen Euro für Land Salzburg und Gemeinden seien „nicht schaffbar“. Stöckl beharrt darauf: „Wer anschafft, der zahlt. Das hätte sich der Bund besser überlegen müssen.“Eine Idee zur Finanzieru­ng hätte der Finanzrefe­rent aber. „Es ist höchste Zeit für eine Pflegevers­icherung. Eine Finanztran­saktionsst­euer könnte das finanziere­n.“

Der Zulauf zu den Heimplätze­n ist groß. Aus dem Büro von Sozialland­esrat Heinrich Schellhorn (Grüne) heißt es, aus allen Bezirken gebe es mehr Anträge auf Sozialhilf­e. Waren es im Jänner 2017 noch 135 neue Erstanträg­e, seien es heuer bereits 967 Erstanträg­e gewesen. Den Bedarfspla­n für die Seniorenhe­ime werde man überarbeit­en müssen.

Beim Gemeindeve­rband sieht man noch weitere Belastunge­n kommen, etwa mit dem Familienpa­ket oder dem Aus für die Notstandsh­ilfe. „Ich will jetzt nicht um 100 oder 300 Millionen streiten. Wir brauchen Lösungen. Momentan rennen wir in eine Katastroph­e“, sagt Gemeindeve­rbandpräsi­dent Günther Mitterer.

„Neue Heime nicht bauen – diesen Druck werden wir nicht aushalten.“

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