Trump verlor am Telefon die Fassung
Eigentlich wollte Mexikos Präsident Peña Nieto in den kommenden Wochen Washington besuchen. Nach einem Telefongespräch mit dem US-Präsidenten ist der Besuch abgesagt.
Nach 50 Minuten platzte dem US-Präsidenten der Kragen. Das zur Vorbereitung eines Staatsbesuchs vereinbarte Telefonat am 20. Februar entgleiste. Wie die US-Medien unter Berufung auf Quellen im Weißen Haus und der mexikanischen Regierung berichten, eskalierte das Gespräch an unüberbrückbaren Gegensätzen über Donald Trumps Plan, eine Mauer an der Grenze zu errichten und die Rechnung von Mexiko begleichen zu lassen.
Die Mexikaner behaupten, der US-Präsident habe „die Beherrschung verloren“. Was Trump genau sagte, ist nicht überliefert. Nur, dass es laut und unschön war. Zwischen den Zeilen bestreitet das auch das Weiße Haus nicht. Trump sei „frustriert“und „erschöpft“gewesen, sich mit Nieto immer wieder im Kreis zu drehen, hieß es.
Der mexikanische Präsident hatte als Bedingung für seinen Besuch verlangt, Trump müsse die Position der Mexikaner zur Kenntnis nehmen: Sie wollen nicht für seine Mauer bezahlen. Der US-Präsident will das unter keinen Umständen akzeptieren. Im Wahlkampf hatte Trump seine Anhänger Dutzende Male gefragt: „Wer zahlt für die Mauer?“Wie ein Schlachtruf hallte es aus dem Publikum zurück: „Mexiko.“Im Nachbarland wird das als Demütigung verstanden. Nieto kann es sich angesichts der mexikanischen Präsidentschaftswahlen im Juli seinerseits nicht erlauben, nur den Anschein zu erwecken, er beuge sich dem Druck Trumps. Er tritt selbst zwar nicht zur Wiederwahl an, aber der Kandidat seiner Partei PRI liegt jetzt schon abgeschlagen auf Platz drei.
Die Umfragen führt der Linkspolitiker Lopez Obrador an, der den Mexikanern verspricht, Trump klar die Kante zu zeigen. Analysten sagen, es greife zu kurz, die neuerliche Besuchsabsage Nietos allein mit dem Wahlkampf zu erklären. Vor etwas mehr als einem Jahr fiel wegen desselben Streits schon einmal ein Besuch des Mexikaners im Weißen Haus ins Wasser.
Die „Washington Post“veröffentlichte Mitschnitte des Telefonats vom 28. 1. 2017, in dem Trump sich darüber echauffiert, dass Nieto ihm bei seinem Wahlkampfversprechen nicht entgegenkomme. „Ich habe zwei Jahre lang darüber gesprochen“, beschwert sich der US-Präsident. „Wenn Sie nun sagen, dass Mexiko nicht für die Mauer bezahlt, dann möchte ich mich mit Euch Kerlen nicht mehr treffen.“
Das Vakuum füllten der Außenminister Luis Videgaray und Trumps Schwiegersohn Jared Kushner, der im Weißen Haus für die Mexiko-Politik zuständig ist. In den zurückliegenden Monaten reiste Videgaray zwölf Mal zu Gesprächen nach Washington.
Nüchtern betrachtet steht für beide Länder viel auf dem Spiel. Mit 80 Prozent der Exporte sind die USA der wichtigste Abnehmer mexikanischer Erzeugnisse, während der Nachbar im Süden umgekehrt der drittwichtigste Handelspartner Washingtons ist. Darüber hinaus besteht eine enge Zusammenarbeit in Sicherheitsfragen, in der Drogenbekämpfung und bei der Einwanderung.
Auch im Umfeld Trumps gibt es einige, die verstehen, wie wichtig die bilateralen Beziehungen zum Nachbarland bleiben. Wenige Stunden nach dem Eklat vor drei Tagen klingelte bei Nieto erneut das Telefon. Der Anrufer am anderen Ende: Jared Kushner.