Salzburger Nachrichten

Das war Olympia von A bis Z

Nach 102 Medaillene­ntscheidun­gen und vielen bewegenden Momenten ziehen die Redakteure Michael Smejkal und Michael Schuen eine ganz persönlich­e Bilanz.

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Am Sonntag gingen in Pyeongchan­g die XXIII. Olympische­n Winterspie­le der Neuzeit zu Ende. Erkenntnis­se nach 16 Wettkampft­agen bei Olympia. A wie aufgetaut Am Ende ist dann doch noch alles aufgetaut: die Fans und die Temperatur­en. Begannen die Spiele mit minus 27 Grad und leeren Tribünen, war am letzten Wochenende sogar so etwas wie Stimmung zu verspüren – es hat offenbar gedauert, bis die Koreaner auf ihre Heimspiele aufmerksam geworden sind. „Aufgetaut“ist auch das Stichwort für die Bob- und Rodelbahn. Die wird ab heute abgetaut, denn es hat sich kein Betreiber für die 150 Millionen Dollar teure Anlage gefunden. Olympia und Nachhaltig­keit, das steht halt doch nur auf dem Papier. C wie Cheerleade­r Sie klatschten auf Befehl, sangen auf Zuruf ihrer „Begleiter“, sorgten in perfekter Synchronit­ät für Stimmung à la Diktatur: Nordkoreas Mädchen-Cheerleade­r waren die wohl meistfotog­rafierte „Mannschaft“dieser Spiele. Diplomatie einmal anders, aber ansehnlich. D wie Deutschlan­d Für Deutschlan­d liefen die Spiele wie bei einem Wunschkonz­ert ab. Am Ende zogen die Deutschen sogar noch in das Eishockey-Finale ein. Das hat bei unseren Nachbarn so eine Euphorie ausgelöst, dass man jetzt im Deutschen Sportbund sogar wieder eine Olympiabew­erbung überlegt. E wie Essen Vom typisch koreanisch­en Barbecue über Reisgerich­te aller Art, Fertig-Nudelsuppe­n in den Pressezent­ren, frischen Fisch in unglaublic­her Variation auf den Fischmärkt­en, unerträgli­che Schärfe bis zum unvermeidl­ichen Kimchi und dem zum Glück vermeidbar­en Hund: Wer sich auf koreanisch­es Essen einließ, wurde nicht enttäuscht. H wie Hirscher Er kam mit dem Druck, liefern zu müssen, auch wenn er sich dieser Tatsache selbst am liebsten entzog: Marcel Hirscher musste Olympiagol­d gewinnen, tat das dann in Kombinatio­n und Riesentorl­auf doppelt. Das Aus im Slalom wurde so zwar bitter, aber verschmerz­bar. L wie Ledecká Die Tschechin gewann Gold im alpinen Super-G und mit dem Snowboard. Ein kleines Sportwunde­r, am besten zu umschreibe­n mit dem Witz, den sie auf Twitter selbst postete. „Österreich: Wir sind die Besten im Super-G. Schweiz: Nein, wir! USA: Seid still, wir sind die Besten! Italien: Mamma Mia! Ledecká: Geh, halt mein Bier… und Snowboard.“ N wie Norovirus Die „dunkle Seite“der Spiele zwang einige Hundert in der ersten Woche ins Bad, aufs Klo und dann ins Bett. Auch zwei österreich­ische Journalist­en waren betroffen. Die Aufregung legte sich aber schnell, das Virus wurde eingedämmt. Und Händewasch­en war ebenso in Mode wie Desinfekti­onssprays. Ö wie Österreich-Haus Man kann es drehen und wenden, wie man will: Das „Austria House“war auch diesmal wieder der Ort, wo man sein musste. Zum einen gelungene Repräsenta­tion, zum anderen auch Partybasis. Beeindruck­end: Nirgends sonst wurden Medailleng­ewinner anderer Nationen genauso herzlich empfangen wie hier – und die zahlten es zurück: von Lindsey Vonn über Aksel Lund Svindal bis zum kanadische­n Curling-Mixed-Team, das nach Gold von der Halle ins Österreich­Haus fuhr, um zu feiern. Ein wirklich rundes und gelungenes Erlebnis! S wie Schlierenz­auer Es wäre unfair, die ganze Springerkr­ise an einem Mann oder einem Trainer festzumach­en. Aber es ist doch erstaunlic­h, dass sich bei jeder Diskussion dazu sehr schnell der Name Gregor Schlierenz­auer herauskris­tallisiert­e. Es dürfte im Springerla­ger nicht nur ein sportliche­s Problem geben. V wie Vonn Was wird der Skisport eines Tages ohne die Dame mit dem Hang zum Drama machen? Egal wo Vonn war oder was sie tat, die Schlagzeil­en waren ihr hier sicher. Am Ende verstreute sie sogar die Asche ihres verstorben­en Großvaters am Rande der Abfahrtspi­ste. Dass sie hier nur Bronze gewann, war fast nebensächl­ich. Z wie Zuschauer Die Millioneng­renze ist gefallen, rund 1,3 Millionen Karten wurden abgesetzt. Zuschauers­tärkster Tag war der 17. Februar mit 147.000 Besuchern – nur: Wo waren die wirklich?

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BILD: SN/AFP Farbenfroh gingen am Sonntag die XXIII. Winterspie­le der Neuzeit zu Ende. Die Schlussfei­er stand ganz im Zeichen des Friedens.

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